Interview
Das alte Westberlin war dunkel und kalt, das alte Ostberlin war dunkel und kalt.
Interview mit Charly Hübner und Sven Regener
Seit 1985 gibt es Element of Crime. 1991 erschien mit „Damals hinterm Mond“ das erste komplett deutschsprachige Album der West-Berliner Band um Autor, Sänger und Trompeter Sven Regener. Seither wurden Element of Crime, die es schaffen „Exceltabelle“ in einem Liebeslied unterzubringen, beständig erfolgreicher, ohne je zu Megastars zu werden. Schauspieler und Regisseur Charly Hübner (Der Tatortreiniger, MITTAGSSTUNDE, SOPHIA, DER TOD UND ICH) hat einen Dokumentarfilm über die Band gedreht. Pamela Jahn hat sich mit Regisseur Charly Hübner und Protagonist Sven Regener über mehr
Interview
„Es sollte nicht das Gefühl entstehen, dass wir in eine weit entfernte Vergangenheit zurückschauen.“
Interview mit Andreas Dresen über IN LIEBE, EURE HILDE
Andreas Dresen ist einer der erfolgreichsten deutschen Filmregisseure. Dresens Durchbruch im Kino war der Spielfilm NACHTGESTALTEN (1999), ein Film über drei Paare in einer Nacht in Berlin. HALBE TREPPE, erzählte über eine Liebesaffäre in einer Plattenbausiedlung, unterbrochen von Ständchen der Berliner Gruppe „17 Hippies“, war bis dahin Dresens größter Erfolg. In WOLKE 9 ging es um Sex im Alter, in HALT AUF FREIER STRECKE ums Sterben. Zuletzt drehte Dresen das Biopic GUNDERMANN über den Lausitzer Sänger, Baggerfahrer, Liedermacher und Stasi-Spitzel Jakob Gundermann und RABYE ...
Interview
„Menschen werden allzu leicht als „Flüchtlinge“ abstempelt. Das ist so ein Schlagwort, damit ist alles gesagt.“
Interview mit Yasemin Şamdereli über SAMIA
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Yasemin Şamdereli wurde 1973 in Dortmund geboren, studierte Film an der HFF München und arbeitete zunächst als Medienpädagogin, Produktionsassistentin und Lektorin. Für das Fernsehen drehte sie ALLES GETÜRKT (2002) und ICH CHEF DU NIX (2007). Ihr Kinodebüt ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (2011) erzählte die Geschichte einer türkischen Familie, die als „Gastarbeiter“ nach Deutschland kommt über mehrere Generationen und wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Fast immer schreibt sie die ...
Interview
"Man kann nur beeindruckt sein von dem, was sie getan hat."
Interview mit Kate Winslet über DIE FOTOGRAFIN
Für Kate Winslet war DIE FOTOGRAFIN, den sie produzierte und in dem sie die Hautrolle spielt, einen Herzensanliegen. Im Interview spricht sie unter anderem über die Vorbildfunktion, die Lee Miller mit ihrem Mut und ihrer unbekümmerten Körperlichkeit für junge Frauen haben könnte - wenn diese überhaupt von ihr wüssten.
Interview
„Unterscheidungen in starke und schwache Typen kenne ich in meinem Umfeld nicht.“
Interview mit Fabian Stumm über SAD JOKES
Fabian Stumm (*1981 in Koblenz) studierte zunächst Schauspiel am New Yorker Lee Strasberg Theatre and Film Institute und trat als Theaterschauspieler unter anderem im HAU – Hebbel am Ufer, der Volksbühne Berlin und an den Münchner Kammerspielen auf. Seit 2007 ist er auch in Filmen zu sehen, darunter LORE (2012) von Cate Shortland und GROSSE FREIHEIT (2021) von Sebastian Meise. Seinen ersten Kinofilm als Regisseur drehte er 2023: KNOCHEN UND NAMEN verwob fiktionale Szenen mit realen Dialogen zum Psychogramm eines Künstlerpaares in der Krise. Stumms jüngster Film balanciert zwischen ...
Interview
„Dass nur zwei Menschen für die Erziehung eines Kindes verantwortlich sind, ist ein relativ unerprobtes Modell.“
Interview mit Alireza Golafshan über ALLES FIFTY-FIFTY
Alireza Golafshan wurde 1986 in Teheran geboren. Er wanderte 1998 mit seiner Familie nach Deutschland aus und studierte Philosophie und Kunstgeschichte bevor er 2008 an die HFF München wechselte und Film studierte. ALLES FIFTY FIFTY ist nach DIE GOLDFISCHE (2019) über einen querschnittsgelähmten Banker (Tom Schilling), der eine Behinderten-WG in die Schweiz einlädt, um illegal gebunkertes Geld mit ihrer Hilfe nach Deutschland zu holen, und der Jungesellinnenabschieds-Komödie JGA: JASMIN. GINA. ANNA. (2022) erneut eine ...
Interview
„Man muss als Geschichtenerzähler so spezifisch und präzise wie möglich sein.“
Interview mit Viggo Mortensen über THE DEAD DON’T HURT
Der dänisch-amerikanische Schauspieler Viggo Mortensen (*20. Oktober 1958, New York) ist inzwischen vor allem als Aragorn aus Peter Jacksons DER HERR DER RINGE-Trilogie bekannt. Seine umfangreiche Filmografie umfasst aber auch Filme von Peter Weir (DER EINZIGE ZEUGE), Jane Campion (PORTRAIT OF A LADY), Gus van Sant (PSYCHO) und David Cronenberg (A HISTORY OF VIOLENCE, EASTERN PROMISES, A DANGEROUS METHOD und CRIMES OF THE FUTURE). Für THE GREEN BOOK und CAPTAIN FANTASTIC erhielt Mortensen Oscar-Nominierungen. Mit FALLING drehte er 2020 seinen ersten Film als Regisseur, eine Geschichte ...
Interview
„1990 war ein unglaubliches Jahr, ein Jahr der Abenteuer.“
Interview mit Natja Brunckhorst über ZWEI ZU EINS
Mit der Hauptrolle in CHRISTIANE F. - WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (1981) wurde Natja Brunckhorst im Alter von 13 Jahren über Nacht als Darstellerin berühmt. Nach dem Schauspielstudium in Bochum spielte sie in TIGER, LÖWE, PANTHER (1989) von Dominik Graf, im Horrorthriller BABYLON (1992) von Ralf Huettner oder in DER KRIEGER UND DIE KAISERIN (2000) von Tom Tykwer. Als Drehbuchautorin schrieb sie für „Die Kommissarin“ und „Tatort“. Für die autobiografische Liebesgeschichte WIE FEUER UND FLAMME (2001) erhielt sie den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Drehbuch. Mit der Komödie ...
Interview
„Ich hatte Lust auf bombastischen Spaß, pulpy und düster“
Interview mit Rose Glass über LOVE LIES BLEEDING
Von der britischen Filmemacherin Rose Glass werden wir hoffentlich noch viel hören. Glass wurde 1990 wurde in London geboren und studierte Film an der National Film and Television School. Gleich erster Film, ST. MAUD (2019), wurde mit britischen Filmpreisen überhäuft. In dem psychologischen Horrorthriller versucht eine streng katholische Pflegerin mit einer traumatischen Vergangenheit, die Seele ihrer Patientin, einer todkranken lesbischen Tänzerin, zu retten. Ihr zweiter Film führt nun in eine Fitnessbude in einer Kleinstadt in den USA.
Patrick Heidmann hat sich ...
Interview
„Berlin wird für große Teile der Bevölkerung immer unwirklicher.“
Interview mit Thomas Arslan über VERBRANNTE ERDE.
Thomas Arslan (*1962, Braunschweig) wuchs in Ankara und Essen auf und zog 1986 zum Filmstudium nach Berlin. Seine Filme, die überwiegend in Berlin spielen, verfolgen auch den Wandel der Stadt. Nach seiner Trilogie über junge Berliner*innen türkischer Herkunft GESCHWISTER – KARDEŞLER (1997), DEALER (1999) und DER SCHÖNE TAG (2001) drehte ARSLAN den Krimi IM SCHATTEN (2010) den Western GOLD (2013) und die Vater-Sohn-Erzählung HELLE NÄCHTE (2017).
Vom 8.6-4.8. widmen die n.b.k. und das Arsenal Institut ...
Interview
„Man muss vorpreschen, bis man Gehör findet.“
Interview mit Peaches (Merrill Nisker) über TEACHES OF PEACHES
1995 zog Merrill Beth Nisker (*1966 in Toronto), die vorher im Folk-Trio Mermaids und mit Chilly Gonzalez in der Rockband The Shits gespielt hatte, aus Kanada ins Nachwende-Berlin und veröffentlichte als Peaches ihr erstes Solo-Album „The Teaches of Peaches“ mit ihrem immer noch bekanntesten Song „Fuck the Pain Away“. Der Dokumentarfilm TEACHES OF PEACHES begleitet sie auf ihrer Anniversary-Tournee 2022 und stellt den aktuellen Aufnahmen Eindrücke aus ihrer Anfangszeit entgegen.
Pamela Jahn hat sich mit Peaches ...
Interview
„Für mich ist das eigentlich eine Durchschnittsfamilie.“
Interview mit Matthias Glasner zu STERBEN
Mit seinen Kinofilmen begibt sich Matthias Glasner (*1965 in Hamburg) bevorzugt in psychische Extremsituationen. Unter anderem drehte er die Komödie SEXY SADIE (1996) in der Jürgen Vogel einen Serienmörder mit Hirntumor spielt, der die Gefängnisärztin zur Geisel nimmt und für ein paar letzte Tage ausbricht. In DER FREIE WILLE (2006) spielte Vogel dann einen Vergewaltiger, der nach seiner Gefängnisstrafe eine Beziehung mit einer Frau mit Missbrauchserfahrungen eingeht, und in GNADE (2012) kämpfen Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr mit den Folgen einer Fahrerflucht. Ebenso wie DER ...
Feature, Advertorial
Berlinale 2024 - Der Indiekino Blog
Die74. Internationalen Filmfestspiele Berlin sind gestartet, und wie jedes Jahr ist auch das INDIEKINO-Team anwesend. Unsere Eindrücke und Gedanken findet ihr hier, tagesaktuell und unsortiert.
Interview
„Es geht mir um eine sinnliche Art des Ausdrucks.“
Interview mit Ryûsuke Hamaguchi über EVIL DOES NOT EXIST
Den großen Durchbruch hatte Ryûsuke Hamaguchi im Jahr 2021, als WHEEL OF FORTUNE AND FANTASY den Goldenen Bären in Berlin gewann und seine Murakami-Verfilmung DRIVE MY CAR den Oscar für den Besten internationalen Film.
Pamela Jahn hat mit dem Regisseur über seinen neuen Film EVIL DOES NOT EXIST gesprochen.
Interview
„Jeder einzelne Moment von ICH CAPITANO ist fest verankert in realen Erfahrungen.“
Interview mit Matteo Garrone über ICH CAPITANO
Matteo Garrone ist spätestens seit GOMORRHA (2008), seiner Verfilmung des Romans von Roberto Saviano, einer der bedeutendsten italienischen Filmemacher. In dem Mafia-Thriller brachte Garrone seinen typischen, zwischen dokumentarischen Elementen und Genrekino oszillierenden Stil zu einem ersten Höhepunkt, der mit dem Jurypreis in Cannes und einer Oscar-Nominierung belohnt wurde. Garrones nächster Film REALITY (2012) stellte die künstliche Welt einer „Big Brother“-ähnlichen Fernsehshow der Lebenswirklichkeit eines kleinkriminellen Fischhändlers gegenüber, der davon träumt, in der ...
Interview
„Ich habe Lust, in meiner Arbeit persönlicher zu werden“
Interview mit Nicolas Cage über DREAM SCENARIO
INDIEKINO: Mr. Cage, was reizte Sie an DREAM SCENARIO?
Zunächst sprach mich einfach der Titel an. Die Kombination der Worte Dream und Scenario – die ich schon einzeln beide sehr gerne mag – hatte einfach was. Traumszenario, das klingt doch gut, oder? Darüber hinaus war es vor allem so, dass mich das Drehbuch von Kristoffer Borgli wirklich umgehauen hat. Ich würde sagen, dass es eines der fünf besten Drehbücher ist, die ich in den vergangenen 42 Jahren gelesen habe.
Welche anderen Drehbücher gehören denn ...
Interview
„Es ging mir nicht darum, ihr in irgendeiner Form nahe zu kommen.“
Interview mit Sandra Hüller über THE ZONE OF INTEREST
Bereits mit ihrem ersten Spielfilm REQUIEM (2006) von Hans-Christian Schmid war klar, dass Sandra Hüller zu den interessantesten deutschen Schauspielerinnen gehört. Sie spielte die Hauptrolle der Studentin aus religiösem Elternhaus Michaela Klingler, die glaubt, vom Teufel besessen zu sein, mit unglaublicher Intensität. Danach war Hüller unter anderem in MADONNEN (2007) von Maria Speth, FINSTERWORLD (2013) von Frauke Finsterwalder und Christian Kracht und AMOUR FOU (2014) von Jessica Hausner zu sehen. Als Ines Conradi in Maren Ades TONI ERDMANN (2016) wurde sie auch international zum ...
Interview
"Es ist wieder an der Zeit, daß ich mich einmische"
Interview mit Agnieszka Holland über GREEN BORDER
„Ekelhafter antipolnischer Lappen“ ist noch die harmloseste Beleidigung, die sich in den sozialen Netzwerken finden lässt, wenn man nach polnischen Kommentaren zu Agnieszka Holland sucht. „Im Kino sitzen nur Schweine“, kommentierte der polnische Präsident Andrzej Duda die Premiere von Agnieszka Hollands Film THE GREEN BORDER – eine Anspielung auf eine Parole des polnischen Widerstands gegen Nazi-Filme während der deutschen Besatzung. Eine Klage gegen den gerade abgewählten PiS-Justizminister Ziobro, der Hollands ...
Interview
„Warum Fiktion? Da geht viel von der Wucht des Realen verloren.“
Interview mit Kaouther Ben Hania über OLFAS TÖCHTER
Die tunesische Regisseurin und Drehbuchautorin Kaouther Ben Hania (*1977) studierte Film in Tunis und Paris und drehte zunächst Kurz- und Dokumentarfilme, bevor sie mit ihrem Spielfilmdebüt AALA KAF IFRIT (2017) nach Cannes eingeladen wurde. Der Film erzählt nach realen Vorkommnissen von einer Frau, die, nachdem sie mehrfach vergewaltigt wurde, auch noch der Sittenwidrigkeit angeklagt wird. Ihr zweiter Spielfilm DER MANN, DER SEINE HAUT VERKAUFTE über einen syrischen Flüchtling, den ein Tattoo zum ...
Interview
Für Yorgos' Ästhetik gibt es keine Grenzen.
Interview mit Robbie Ryan zu POOR THINGS
Für die Kameraarbeiten zu Yorgos Lanthimos‘ THE FAVOURITE erhielt Ryan die erste Oscar-Nominierung. Aktuell ist Robbie Ryan für Yorgos Lanthimos‘ auf 35 mm gedrehten POOR THINGS für einen Oscar nominiert. Pamela Jahn hat sich mit Ryan über die seine Arbeit unterhalten.
Film
Poor Things
Entdeckerin, Aussprecherin der Wahrheit
Die Welt von Bella Baxter (unaufhaltsam: Emma Stone) ist voll faszinierender Details. An den Wänden finden sich gestickte Reliefs aus schneeweißer Seide. An der Decke formt Stuck das Bild zwei ineinander verschlungener Ohren. An den Böden bilden Intarsien aus unterschiedlich farbigem Marmor Muster und Lebewesen. Noch ist Bella Baxter dabei, diese Welt zu entdecken, die noch unendlich scheint. Dazu lernt sie, langsam, ganz langsam, sich in der Sprache und in ihrem Körper zu bewegen. Schöpfer und Herrscher dieser Welt ist „Daddy-God“ Godwin Baxter (Willem Dafoe), ein verrückter, ...
Interview
„Festivals sind wie lebende Organismen“
Interview mit dem künstlerischen Leiter der Berlinale Carlo Chatrian
Letzte Klappe für Carlo Chatrian, 52, bei der 74. Berlinale (15.-25.2.) Seit Juni 2019 war der Italiener künstlerischer Leiter des weltweit größten Publikumsfestivals. An seiner Seite verantwortete Mariëtte Rissenbeek als Geschäftsführerin die Finanzen und Organisation. Während Rissenbeek aus eigenen Stücken ihren Vertrag nicht weiter verlängern wollte, erfolgte der Abgang von Chatrian nicht ganz so freiwillig - ähnlich erging es einst den Vorgängern Dieter Kosslick und Moritz de Hadeln. Gut 200 Filmschaffende, darunter Martin Scorsese, haben gegen die Absetzung des ...
Interview
„Ich habe versucht, einen utopischen Film zu drehen“
Interview mit Wim Wenders über PERFECT DAYS
Seit den siebziger Jahren ist Wim Wenders einer der bedeutendsten deutschen Filmemacher. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen ALICE IN DEN STÄDTEN (1974), IM LAUF DER ZEIT (1976), PARIS, TEXAS (1984), DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987), BUENA VISTA SOCIAL CLUB (1999) und PINA (2011). In diesem Jahr war der Regisseur bei den Filmfestspielen in Cannes gleich mit zwei Filmen vertreten: Mit dem in 3D gedrehten Dokumentarfilm ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT über den Künstler Anselm Kiefer und mit dem schnell realisierten Spielfilm PERFECT DAYS. Hauptdarsteller Kōji Yakusho erhielt dort den ...
Interview
"Es war, als habe ein Blitz eingeschlagen"
Interview mit Susanna Fogel über CAT PERSON
Susanna Fogel begann ihre Karriere mit der Rom-Com LIFE PARTNERS (2014), war am Drehbuch der Highschool-Komödie BOOKSMART (2019) beteiligt, und schrieb das Drehbuch und führte Regie bei THE SPY WHO DUMPED ME (dt. Titel: Bad Spies, 2018), bevor sie sich dem Fernsehen zuwandte und unter anderem Episoden für „Flight Attendant“, „The Wilds“ und „Utopia“ drehte. Mit dem zwischen Highschool-Comedy und Arthousedrama angesiedelten CAT PERSON kehrt sie zum Kino zurück.
Patrick Heidmann hat sich mit Susanna Fogel über CAT ...
Interview
"Was es in der Realität gibt, sollte auch gezeigt werden."
Interview mit Alina Khan über JOYLAND
Alina Khan ist die erste trans Person, die eine Hauptrolle in einem pakistanischen Film spielt. JOYLAND, der Debütfilm von Saim Said war der erste pakistanische Film, der in Cannes seine Premiere feierte und dabei den Jurypreis „Un Certain Regard“ und die Queer Palm gewann. JOYLAND war auch Pakistans erster Film, der es in die Oscar-Shortlist in der Kategorie Bester Internationaler Film schaffte. In Pakistan wurde Joyland die zunächst erteilte Freigabe wieder entzogen und nur teilweise wiedergegeben, nachdem unter anderem die ...
Interview
"Die Wahrheit ist eine Figur, die mehrere Masken hat"
Interview mit Justine Triet über ANATOMIE EINES FALLS
Justine Triets Filme sind schwer zu fassen. Sie bewegen sich zwischen Genres und haben komplexe Frauenfiguren im Zentrum. Ein Thema, das sie zu verbinden scheint, ist die Frage nach dem Verhältnis von Sprache und Realität. Triet (* 1978, Fécamp, Frankreich) begann als Dokumentarfilmerin. Ihr zweiter Spielfim VICTORIA - MÄNNER UND ANDERE MISSGESCHICKE (2016), der erste ihrer Filme, der auch in Deutschland ins Kino kam, handelt von einer Anwältin (Virginie Efira), die bei ihrer Arbeit brillant ist, ansonsten aber im Chaos versinkt. Efira spielt auch bei SIBYL – THERAPIE ZWECKLOS ...
Interview
"Dass sie gut war, wusste sie immer"
Interview mit Margarethe von Trotta zu INGEBORG BACHMANN - REISE IN DIE WÜSTE
Margarethe von Trotta (*1942) begann ihre Filmkarriere als Schauspielerin, unter anderem in Filmen von Rainer Werner Fassbinder, Herbert Achternbusch und Volker Schlöndorff, bevor sie 1975 bei DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM gemeinsam mit Schlöndorff, mit dem sie von 1971 bis 1991 verheiratet war, Regie führte. Zu ihren bekanntesten Arbeiten gehören die DIE BLEIERNE ZEIT (1981) der sich lose an den Biografien der Schwestern Christiane und Gudrun Ensslin orientierte, ROSA LUXEMBURG (1986) mit Barbara Sukowa in der Hauptrolle, ROSENSTRASSE (2003), in dem es um mehrere ...
Interview
"„Es könnte sein, dass wir in einem Universum leben, dem wir komplett egal sind.“
Interview mit Timm Kröger über DIE THEORIE VON ALLEM
Nach seinem Abitur arbeitete Timm Kröger (*1985, Itzehoe) zunächst als Fotograf in einem Wanderzirkus, bevor er am European Film College (DK) und an der Filmakademie Baden-Württemberg zunächst Kamera und später Dokumentarfilm-Regie studierte. Als Abschlussfilm drehte er 2014 den Spielfilm ZERRUMPELT HERZ, der von drei Freunden erzählt, die in den 1920er Jahren, mitten in einem mythischen Wald, auf den romantischen Komponisten Otto Schiffmann warten. Der Film wurde auf die „Woche der Kritik“ beim Filmfestival Venedig eingeladen, fand aber keinen deutschen Verleih. DIE THEORIE VON ...
Interview
"Eine so krasse Aktualität habe ich nicht vorhergesehen."
Interview mit Georgia Oakley über BLUE JEAN
Zehn Jahre lang drehte Georgia Oakley, die 1988 in Oxfordshire geboren wurde, erst einmal verschiedene Kurzfilme, bevor 2022 beim Filmfestival Venedig ihr erster langer Spielfilm BLUE JEAN Weltpremiere feierte. Anschließend wurde das Drama, zu dem sie auch selbst das Drehbuch schrieb, unter anderem mit vier British Independent Film Awards ausgezeichnet und für den BAFTA nominiert. Patrick Heidmann hat sich für INDIEKINO mit Georgia Oakley über BLUE JEAN unterhalten.
INDIEKINO: Ms. Oakley, Ihr Debütfilm BLUE JEAN handelt ...
Feature, Interview
„Ich dränge mich den Menschen nicht auf“
Interview mit Nicolas Philibert über AUF DER ADAMANT
Der französische Dokumentarfilmer Nicolas Philibert (*1951) studierte zunächst Philosophie, bevor er im Filmbusiness landete. Am besten bekannt ist Philibert für SEIN UND HABEN (2002), das Porträt einer kleinen Dorfschule im Massif Central, in der ein einziger engagierter Lehrer alle Grundschulkinder in einer Klasse unterrichtet. Sein Dokumentarfilm IM LAND DER STILLE (1994) über Menschen mit Hörbehinderungen, ist in französischer Gebärdensprache gedreht. Zu jüngeren Arbeiten gehören NÉNETTE über eine 40-jährige Orang-Utan Äffin im Jardin des Plantes und LA MAISON DE LA RADIO ...
Feature, Interview
„Dann kommt der nächste Morgen, man paddelt wieder los“
Interview mit Max Gleschinski über ALASKA
ALASKA, Max Gleschinskis Spielfilm über eine mysteriöse, verschlossene Frau, die über die Seenplatte paddelt, spielt wie sein Debüt KAHLSCHLAG in Mecklenburg-Vorpommern. Der Film wurde 2023 auf dem Filmfestival Max Ophüls-Preis, das sich dem deutschsprachigen Nachwuchsfilm verschrieben hat, mit dem Preis für den besten Spielfilm ausgezeichnet.
INDIEKINO: Herr Gleschinski, Ihr Film vermittelt zunächst ein Gefühl, die eigentliche Geschichte entwickelt sich später. Wie würden Sie diese Stimmung zu Beginn am ehesten ...
Feature, News
Acht Jazzfilme
Den Start von zwei Jazz-Dokus im September – JAZZFIEBER (Start am 7.9.) von Reinhard Kungel, Andreas Heinrich und MUSIC FOR BLACK PIGEONS (Start am 21.9.) von Jørgen Leth und Andreas Koefoed - haben wir zum Anlass genommen, eine Auswahl von Jazzfilmen zusammenzustellen, von der einzigen filmischen Aufzeichnung von Bessie Smith, ST. LOUIS BLUES (1929), über FAHRSTUHL ZUM SCHAFOTT (1958), zu dem Miles Davies den Soundtrack improvisierte, bis zum vielleicht besten Jazzfilm aller Zeiten, JAZZ ON A SUMMER’S DAY (1958).
RASEND SCHÖN: JAZZ ON A SUMMER’S DAY
USA ...
Interview
"Nichts macht mehr Freude als Actionszenen"
Interview mit Nida Manzoor zu POLITE SOCIETY
Nida Manzoor ist in London als Tochter pakistanisch-muslimischer Eltern aufgewachsen und arbeitete nach einigen Kurzfilmen zunächst fürs Fernsehen, wo sie mehrere Folgen der Kultserie „Dr. Who“ inszenierte. Die von ihr entwickelte Comedyserie „We Are Lady Parts“ handelte von fünf muslimischen jungen Frauen, die eine Punkband gründen, erzählt aus der Perspektive von Mikrobiologiedoktorandin Amina Hussain, die eigentlich auf Country steht und zunächst nur mitspielt, weil Bandmitglied Ayesha ihr dafür ein Date mit ihrem Bruder versprochen hat. Die Serie erschien in zwei ...
Interview
"Ich arbeite nicht mit Metaphern"
Interview mit Ira Sachs über PASSAGES
Wie John Cassavetes dreht Ira Sachs sehr intime Geschichten, die sich aus dem Charakter seiner Figuren entwickeln. Sachs‘ erster Spielfilm, DELTA (1997) erzählte von einem jungen Mann, der entdeckt, dass er bisexuell ist, und beginnt, ein Doppelleben zu führen. Sein vielleicht persönlichster Film KEEP THE LIGHTS ON (Berlinale Teddy Award 2012) verarbeitete eigene Erfahrungen zur Geschichte einer intensiven On-Off-Beziehung zwischen dem Künstler Erik und dem drogensüchtigen Rechtsanwalt Paul. LITTLE MEN (2016) handelte von der Freundschaft zweier Nachbarsöhne und ihrer Familien, und im ...
Feature, Interview
„Ich finde, dass Haarstyling eine unterrepräsentierte Subkultur ist“
Interview mit Thomas Hardiman über MEDUSA DELUXE
Der Londoner Filmemacher Thomas Hardiman studierte zunächst Kunst am Chelsea College of Art und an der Ruskin School of Art in Oxford, bevor er sich dem Film zuwandte. Er arbeitete in verschiedenen Positionen hinter der Kamera und begann 2012 eigene Kurzfilme (RADICAL HARDCORE, PITCH BLACK PANACEA, A DUCK IN THE DOJO), Commercials und Musik-Videos zu drehen – zum Teil unter dem Pseudonym Dear Mr Quistgaard. MEDUSA DELUXE über einen Mordfall auf einem Haarstyling-Wettbewerb ist sein erster Spielfilm. Patrick Heidmann hat ...
Feature, News
Bericht vom 76. Cannes-Festival
Neues von den Filmfestspielen 2023
Unsere Autorin Pamela Jahn berichtet für uns im Live-Blog von den Internationalen Filmfestspielen in Cannes, die in diesem Jahr vom 16. - 27. Mai 2023 stattfinden.
Feature, Interview
"Ich brauche den Austausch, die Begegnung"
Interview mit Ilker Çatak über DAS LEHRERZIMMER
Ilker Çatak (*1984 in Berlin) erzählt in seinen Filmen sehr genau von Beziehungen in Konfliktsituationen und hat dabei oft auch Teenager im Blick. Mit seinem Spielfilmdebüt verfilmte er den Coming-of-Age Roman von Nils Mohl ES WAR EINMAL IN INDIANERLAND (2017). Das Drama ES GILT DAS GESPROCHENE WORT (2019) erzählte von der Pilotin Marian, die in der Türkei den jüngeren Baran kennenlernt und eine Scheinehe mit ihm eingeht. Für beide ...
Interview
„Sie ist eine starke, intelligente und hartnäckige Frau aus der Arbeiterklasse“
Interview mit Jean-Paul Salomé über DIE GEWERKSCHAFTERIN
Jean-Paul Salomé begann seine Filmkarriere als Kameraassistent bei Claude Lelouch und drehte ab 1982 zunächst mehrere Dokumentarfilme, bevor er 1993 mit LES BRAQUEUSES seinen ersten Spielfilm realisierte. In Deutschland war zuerst 2020 ein Film von Salomé im Kino zu sehen: In der Komödie EINE FRAU MIT BERAUSCHENDEN TALENTEN (2020) spielt Isabelle Huppert die Übersetzerin Patience Portefeux, die eigentlich für die Polizei arbeitet, aber dann selbst in den Drogenhandel einsteigt. DIE
Interview
„Wir haben regressive Sommerfilme, die Franzosen haben progressive“
Interview mit Christian Petzold über ROTER HIMMEL
Seit seinem ersten Spielfilm DIE INNERE SICHERHEIT (2000), der davon erzählte, wie das Teenager-Kind von Linksterroristen versucht, dem restriktiven Alltag im Untergrund zu entkommen, verhandelt Christian Petzold gegenwärtige deutsche Befindlichkeiten. In seinen Filmen spielen oft die unbehausten Zwischenräume in Stadt und Land eine wichtige Räume, in DIE INNERE SICHERHEIT etwa Autobahnen und Grünstreifen. In GESPENSTER (2005) spukt es in Einkaufspassagen und Brachen der gerade boomenden Stadt Berlin. Seine realen Räume und Figuren verbindet er gern mit Genreelementen und dem ...
Feature, Interview
„Ich war veranlasst, mir selbst Fragen zu stellen“
Interview mit Alice Diop über SAINT OMER
Alice Diops Eltern wanderten in den sechziger Jahren nach Frankreich ein. Ihr Vater arbeitete als Automechaniker, ihre Mutter als Putzfrau. Diop studierte Geschichte und „Visual Sociology“ und im Dokumentarfilmatelier der Filmhochschule La Femís. Diops Dokumentarfilm LA PERMANENCE (IM SPRECHZIMMER, 2016) begleitet Ärzte in einem Bereitschaftsdienst, die vor allem männliche Migranten behandeln. Ihr zweiter Langfilm NOUS, der sich mit der Schnellbahn RER B von Nord nach Süd durch Paris bewegt und die Reisenden porträtiert, gewann die Sektion Encounters der Berlinale 2021.
Feature, Interview
„Hätte Cate Blanchett die Rolle nicht angenommen, hätte ich den Film nicht gedreht“
Interview mit Todd Field zu TÁR
Todd Field wurde 1964 in Pomono, Kalifornien geboren und ist in Portland, Oregon aufgewachsen, wo er als Kind zusammen mit Kurt Russell Baseball spielte. Nach einer Ausbildung als Musiker und Schauspieler arbeitete er als zunächst als Schauspieler, später auch als Produzent, Komponist, Autor und Regisseur. Gleich sein erster Film IN THE BEDROOM (2001), ein intensives Familiendrama mit Sissy Spacek, Tom Wilkinson und Marisa Tomei wurde für fünf Oscars nominiert, und vor allem unter Filmkritiker*innen galt Field als Independent-Nachwuchshoffnung. Auch in seinem zweiten Film LITTLE ...
Feature, Filme, Festivals
BERLINALE 2023: DER INDIEKINO BLOG
Unterwegs auf dem Festival
INDIEKINO Autor*innen berichten von den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin: DANCING QUEEN, SUZUME, ART COLLEGE 1994, TAR, IN WATER, AND, TOWARD HAPPY ALLEYS, THE BRIDE, SIRA, GREEN NIGHT, ROTER HIMMEL, INFINITY POOL, DER VERMESSENE MENSCH, L'AMOUR DU MONDE, DAS LEHRERZIMMER, DIE FABELMANS, MON PIRE ENEMI, GOLDA, INGEBORG BACHMANN - REISE IN DIE WÜSTE, INSIDE, PAST LIVES, MANODROM, WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR, REALITY, SONNE UND BETON, PERPETRATOR, SHE CAME TO ME
Feature, Interview
„Wenn man den Täter an das Publikum überführt, stellt sich am Ende das Gefühl ein, als sei damit alles geregelt“
Interview mit Dominik Moll über IN DER NACHT DES 12.
Der in Bühl (Baden-Baden) geborene französische Filmregisseur Dominik Moll drehte über zehn Jahre lang Dokumentar- und Kurzfilme, bevor er mit HARRY MEINT ES GUT MIT DIR (2000), in dem sich ein alter Freund in eine Familie einschleicht und deren Mitglieder nach und nach umbringt, den ersten seiner surreal-düster-komischen Thriller drehte. In seinem vermutlich bekanntesten Film, LEMMING (2005) bringt das gleichnamige, möglicherweise nur symbolische Tier, das Leben zweier Paare aus der Spur, in DIE ...
Feature, Interview
„Die Realität im Iran ist noch viel brutaler“
Interview mit Ali Abbasi über HOLY SPIDER
Ali Abbasi emigrierte 2001 aus dem Iran nach Schweden, studierte zunächst Architektur in Stockholm und schließlich Film an der Nationalen Dänischen Filmschule. Bisher hat er drei Spielfilme gedreht, die alle mit Genre experimentieren. Der Horrorfilm SHELLEY (2016) erzählt von einer jungen Leihmutter, die ein Kind für ein Paar, das in einem abgelegenen Waldhaus lebt, austrägt. In BORDER, der in Cannes 2018 in der Reihe „Un certain regard“ gewann, tauchen menschenartige Wesen mit sehr eigenartigen Fähigkeiten auf, und HOLY ...
Feature, Interview
„Freundliche Unterdrückung ist viel effizienter!“
Interview mit Cyril Schäublin zu UNRUH
Cyril Schäublin, geboren 1984 in Zürich, entstammt einer Uhrmacherfamilie und wuchs in der Schweiz auf. Zwischen 2004 und 2006 studierte er in China. Es folgte ein Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Sein Zweitling UNRUH spielt in einem beschaulichen Schweizer Bergdorf anno 1877, in dessen Uhrenfabrik die Arbeiterinnen sich in der internationalen anarchistischen Bewegung organisieren. Auf der Berlinale gab es dafür den Regie-Preis der Sektion „Encounters“.
Feature
Unsere Lieblingsfilme 2022
Die Redaktion blickt zurück
Wir haben unsere Autor*innen befragt, was für sie der beste Film des Jahres war und die Antworten hier für euch zusammengestellt. Eine Reihe der Filme lassen sich noch im Kino erwischen. Während der Cannes-Gewinner fehlt, finden sich unter den Antworten gleich drei Doppelnennungen. Der Multiversum-Martial Arts-Familienfilm der Daniels EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE, Uli Deckers persönlicher Dokumentarfilm ANIMA - DIE KLEIDER MEINES VATERS und der verträumte Stadtspaziergang WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN? von Alexandre Koberidze.
Feature, Interview
"Es geht mir um Schwesternschaft"
Interview mit Phyllis Nagy zu CALL JANE
Die 1962 in New York geborene Phyllis Nagy schreibt Theaterstücke und Drehbücher. Ihre Karriere begann sie als writer-in-residence am Royal Court Theatre Lodon bei Stephen Daldry. Am bekanntesten wurde sie mit ihrer Filmadaption von Patricia Highsmiths „Salz und sein Preis“, die Todd Haynes 2014 als CAROL verfilmte. CALL JANE ist ihre zweite Regiearbeit. Patrick Heidmann hat sich mit Phyllis Nagy über CALL JANE unterhalten.
INDIEKINO: Ms. Nagy, man kennt Sie vor allem als Theater- und Drehbuchautorin; für CAROL waren ...
Feature, Interview
Wir erzählen keine True-Crime-Geschichte
Interview mit Hans-Christian Schmid über WIR SIND DANN WOHL DIE ANGEHÖRIGEN
Hans Christian Schmid studierte an der HFF München Dokumentarfilm. Nach einigen Fernseharbeiten filmte er 1995 die Komödie NACH FÜNF IM URWALD. Mit 23 – NICHTS IST SO WIE ES SCHEINT (2005), der an den Fall des Hackers Karl Koch und REQIUEM der an den Tod von Anneliese Michel während eines Exorzismus in den 70er Jahren angelehnt war, drehte Schmidt zwei Filme nach realen Ereignissen. Auch STURM (2009), über einen Kriegsverbrecherprozess in Den Haag, enthält dokumentarische Elemente. Pamela Jahn hat sich mit Hans-Christian Schmid über seinen neuen Film
Feature, Interview
Die schlichte Lösung lautet: Beute keine Menschen aus!
Ruben Östlund im Interview zu TRIANGLE OF SADNESS
In seinen Filmen seziert Ruben Östlund die bürgerliche Gesellschaft. In PLAY – NUR EIN SPIEL (2011) war Alltagsrassismus Thema, in HÖHERE GEWALT (2014) die moderne Kleinfamilie und ihr möglichweise doch nicht so aufgeklärtes Rollenverständnis, und die Satire THE SQUARE, die 2017 die Goldene Palme gewann, amüsierte sich mit dem Kunstzirkus. In TRIANGLE OF SADNESS, der in diesem Jahr ...
Feature, Interview
"Für mich ist der größte Antagonist immer das System"
Interview mit Ana Lily Amirpour über MONA LISA AND THE BLOOD MOON
Ana Lily Amipour hatte ihren internationalen Durchbruch 2014 mit A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT, einem Vampirwestern mit einer coolen Vampirin im Tschador. Nachdem ihr Wüstenkannibal*innenfilm THE BAD BATCH auf Netflix unterging, ist MONA LISA AND THE BLOOD MOON Amirpours zweiter Kinofilm, mit Jeon Jong-seo (BURNING) und Kate Hudson (ALMOST FAMOUS) in den ...
Interview
„Macht euren Laden wieder auf, macht eure Kneipe wieder auf!“
Interview mit Lars Jessen über MITTAGSSTUNDE
Nicht immer, aber oft spielen Lars Jessens Film- und Fernsehfilme in Norddeutschland und fangen die trockene Tonalität, die Weite und den Humor ein, ohne in Nostalgie zu verfallen. Seinen ersten Kino-Langfilm, AM TAG ALS BOBBY EWING STARB (2005), drehte Jessen über die eigene Kindheit in einer Landkommune in Dithmarschen, es folgten die DER SCHIMMELREITER (2008) über einen Lebensmittelkontrolleur in Dithmarschen und Hamburg und die Verfilmung des autobiografischen Coming-of-Age Romans DORFPUNKS (2009) von Rocko Schamoni, und das Hamburger Mockumentary-Projekt über die fiktiven ...
Interview
"Ich freue mich immer, wenn ich duschen kann. Vor allem, wenn es darum geht, ein Problem zu lösen."
George Miller über THREE THOUSAND YEARS OF LONGING
Der Australier George Miller hat ein kleines, eklektisches Werk geschaffen: Berühmt wurde er durch die MAD MAX-Filme, seinen ersten (und einzigen Oscar) gewann er aber für das Melodram LORENZO'S OIL. Großen Erfolg hatten auch die schwarze Komödie THE WITCHES OF EASTWICK, sowie der von Miller produzierte Kinderfilm Filme BABE (EIN SCHWEINCHEN NAMENS BABE) und BABE: PIG IN THE CITY (SCHWEINCHEN BABE IN DER GROSSEN STADT), bei dem Miller auch Regie führte, sowie die Animationsfilme HAPPY FEET und HAPPY FEET TWO, über tanzende Pinguine. Zuletzt brachte der Actionfilm MAD MAX: FURY ROAD ...
Feature, Interview
„Wir sind es einfach nicht gewöhnt, normale Körper zu sehen“
Interview mit Emma Thompson über MEINE STUNDEN MIT LEO
Die zweifache Oscar-Preisträgerin Dame Emma Thompson gehört zu den bekanntesten britischen Schauspielerinnen und hat ein Faible für Arthouse-Komödien: Ihre bekanntesten Rollen reichen von der verpeilte besten Freundin Maggie in PETER’S FRIENDS über die glamouröse Beatrice in VIEL LÄRM UM NICHTS bis hin zur eigenbrötlerischen Krimi-Autorin Karen Eiffel in SCHRÄGER ALS FIKTION und betrogenen Ehefrau in TATSÄCHLICH... LIEBE. Ihren ersten Oscar bekam Thompson für ihre Darstellung der liberalen Margret Schlegel in der Merchant-Ivory Produktion WIEDERSEHEN IN HOWARDS END, ihren ...
Feature, Interview
"Es sollte möglichst so ausschauen, als wären die teuren Möbel schon verkauft worden."
Interview mit Marie Kreutzer über CORSAGE
In ihren Filmen beschäftigt sich die Österreicherin Marie Kreutzer immer wieder damit, wie sich Menschen in eng verbundenen Zusammenhängen fühlen und miteinander agieren. In ihrem ersten Spielfilm DIE VATERLOSEN (2011) ergründen in einer Hippiekommune aufgewachsene Geschwister die Ereignisse ihrer Kindheit, die Komödie WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT (2016) verfolgt sehr genau, was mit einem Wiener Freundeskreis passiert, als alle Paare plötzlich Kinder bekommen, und DER BODEN UNTER DEN FÜSSEN, der im Wettbewerb der Berlinale 2019 zu sehen war, porträtiert die Beziehung zweier ...
Feature, Interview, News
„Die Jugend von heute muss zukünftig in zwei Welten klarkommen“
Interview mit Hosoda Mamoru zu BELLE
Hosoda Mamoru (*1967) studierte Ölmalerei, bevor er seine Anime-Karriere bei Toei Anime begann. Um seinen sehr persönlichen Stil entwickeln zu können, gründete er im Jahr 2011 mit dem Studio Chizu seine eigene Produktionsfirma. Mit ihr produzierte er AME & YUKI - DIE WOLFSKINDER, der DER JUNGE UND DAS BIEST und MIRAI – DAS MÄDCHEN AUS DER ZUKUNFT, der 2018 für den Animations-Oscar nominiert war. BELLE feierte seine Premiere auf dem Filmfestival in ...
Feature, News
Bericht aus Cannes
Neues von den Filmfestspielen 2022
Unsere Autorin Pamela Jahn berichtet für uns im Live-Blog von den Internationalen Filmfestspielen in Cannes, die in diesem Jahr vom 17. - 28. Mai 2022 stattfinden. Weitere Information zum Programm finden sich unter https://www.festival-cannes.com/en/
Feature, Interview
"Wir wollten das mal anders zeigen"
Interview mit Sara Fazilat über NICO
„Wir wollten einen Film machen, der so selbstverständlich divers ist wie wir, unser Publikum und die Menschen, die uns umgeben“ – so beschreibt Drehbuchautorin, Schauspielerin und Produzentin Sara Fazilat die Idee hinter NICO. Der Film, den sie mit Eline Gehring (Regie) und Francy Fabritz (Kamera) realisierte, feierte beim Max Ophüls-Preis Premiere, Fazilat wurde zur „Besten Nachwuchsschauspielerin“ gekürt. Derzeit arbeitet sie am Film ARIER und der Serie UNDERDOGS, in der Menschen ihre vermeintlichen Schwächen als ...
Feature, Interview
„Es wird schnell verdrängt, was als zu fantastisch oder albern empfunden wird“
Interview mit Alexandre Koberidze über WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN?
Alexandre Koberidze studierte in Tiflis Mikroökonomie und Filmproduktion, bevor er nach Berlin zog und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin Regie studierte. Sein Debüt LASS DEN SOMMER NIE WIEDER KOMMEN (2017) über einen jungen, verliebten Tänzer in den Großstadtstraßen von Tiflis, drehte Koberidze bewusst in niedriger Auflösung, so dass fast experimentelle Farbflächen entstanden. Sein zweiter Film, die verträumte Flaneur-Erzählung WAS SEHEN WIR, WENN WIR IN DEN HIMMEL SCHAUEN? war auf der Lockdown/Sommer-Berlinale 2021 der Kritiker- und Publikumsliebling. Als ...
Feature, Interview
„Es war mir wichtig, dass der Film buchstäblich unter die Haut geht“
Audrey Diwan im Interview zu DAS EREIGNIS
Audrey Diwan arbeitete zunächst als Journalistin, Schriftstellerin („La fabrication d’un mensonge") und Drehbuchautorin, bevor sie 2019 mit MAIS VOUS ÊTES FOUS ihren ersten Spielfilm drehte. Das sozialrealistische Drama handelt von einer Familie, die aufgrund der Drogensucht des Vaters das Sorgerecht verliert. Ihr Film DAS EREIGNIS, der basierend auf dem Roman von Annie Ernaux von einer jungen Frau erzählt, die Mitte der 1960er Jahre abtreibt, wurde auf den Filmfestspielen in Venedig 2021 mit dem Golden Löwen für den Besten Film ausgezeichnet. Pamela Jahn hat mit Audrey Diwan ...
Interview
Ich liebe Melodrama
Interview mit Justin Chon über BLUE BAYOU
Justin Chon ist als Sohn koreanischer Immigranten in Südkalifornien aufgewachsen. Sein Vater war in Südkorea Schauspieler, eröffnete aber in den USA ein Schuhgeschäft. Chon studierte zunächst Betriebswirtschaft, und begann seine Schauspielkarriere mit Jugend-TV-Serien wie „Wendy Wu: Homecoming Warrior“ und der Rolle des Eric Yorkie in den TWILIGHT Filmen (2009-2011). 2013 begann Chon, auch Regie zu führen und eigene Drehbücher zu produzieren. Sein erster Film GOOK (eine rassistische Beleidung für asiatisch-stämmige Personen) handelte von zwei ...
Feature, News
Blog: Eindrücke von der Berlinale
Durch die Corona-Sicherheitsmaßnahmen ist das Berlinale-Erlebnis in diesem Jahr weniger stressig, lässt aber auch weniger Möglichkeiten, spontan und unerwartet, neue Lieblinge zu finden.
Christian Klose teilt hier Eindrucke von Filmen, die Eindruck hinterlassen haben. Die Liste wird regelmäßig erweitert.
RABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH (Wettbewerb)
Andreas Dresens (HALT AUF FREIER STRECKE) neuer Film porträtiert den fünfjährigen Rechtsstreit um die Freilassung des in Guantanamo internierten Murat Kurnaza us der Perspektive seiner Mutter Rabiye (Meltem Kaplan). Die ist ...
Feature, News
Berlinale Dispatch No. 2
As we enter the second half of this abbreviated 10-day edition of the Berlinale, let’s shine a light on some noteworthy films playing in the Panorama and Forum sections — two areas where you’re guaranteed to find a healthy mix of personal, political, ambitious, and sometimes downright experimental. These sections aren’t exactly known for their comedies, but this year, one of the funniest movies at the festival, Alain Guiraudie’s VIENS JE T’AMMĖNE (NOBODY’S HERO) was the opening film for the Panorama section. The premise of the movie has to do with a bomb going off ...
Feature, News
Berlinale: OCCHIALI NERI & FLUX GOURMET
Unterwegs in Sachen Genre
Der Ruf von Dario Argento und Peter Strickland fußt, sehr grob gefasst, auf einer ähnlichen Basis: Filme, die sich eher durch eine kräftigen und oftmals verstörende Bildsprache als durch eine Handlung, die rational einfach nachzuvollziehen ist, auszeichnen. Da hört es inzwischen aber auch schon wieder auf.
Feature, News, Festivals
Berlinale Dispatch #1
Notes on a very special edition by Sean Erickson
Against all odds, the 72nd Berlinale International Film Festival has begun. After an two-part odd mix of online and outdoors last year, we’re back indoors this time around. So far, the atmosphere around the Berlinale Palast in Potsdammer Platz feels more muted than it’s been in previous years...
Feature, Personen, News
80 Jahre Derek Jarman
Liebe, Zorn und revolutionäre Kraft
„A man will be forgotten in time and noone will remember our work“ sagte Derek Jarman, wütend und dem Tod nahe, in seinem letzten Film, BLUE. Noch ist Derek Jarman, eine der wichtigsten Stimmen der 70er, 80er und 90er Jahre nicht vergessen. Am 31.1. wäre der 1994 verstorbene Filmemacher, Künstler und Queer-Aktivist 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat das British Film Institute zahlreiche Filme Jarmans restauriert und digitalisiert.
Derek Jarman stieg als Produktionsdesigner bei Ken Russels legendär-berüchtigtem Film THE DEVILS (1971) ins Filmgeschäft ein. Sein ...
Interview, News
„Für mich waren die Frauen im Mainstreamporno Opfer und die in queeren oder feministischen Produktionen cool“
Interview mit Ninja Thyberg über PLEASURE
Schon in ihren Kurzfilmen hat sich die schwedische Regisseurin Ninja Thyberg (*1984) mit Rollen- und Körperbildern, Sexualität und Machtverhältnissen beschäftigt. In HOT CHICKS (2014) unterhalten sich die Tänzerinnen in einem Musikvideo vor dem Auftritt. In GIRLS AND BOYS (2015) vertauschte Thyberg die Jungs- und Mädchendialoge in einer Schulklasse. Ihr erster Langfilm PLEASURE (2020) erzählt die Geschichte einer jungen Schwedin, die in Kalifornien zum Pornostar werden möchte. Der Film wurde in das Wettbewerbsprogramm der ...
Interview, News
„Wir waren nur ein kleines, ziemlich schräges Low-Budget-Projekt“
Interview mit Valdimar Jóhannsson über LAMB
Vor LAMB hat der 1978 geborene isländische Regisseur Valdimar Jóhannsson lediglich zwei Kurzfilme veröffentlicht, nun wird er als einer der interessantesten Newcomer gefeiert. Sein Spielfilmdebüt wurde unter anderem in Cannes in der Reihe „Un certain regard“ gezeigt und dort mit dem Preis für Originalität ausgezeichnet, auf dem Filmfestival Sitges erhielt er Preise als bester Spielfilm, für die beste Hauptdarstellerin (Noomi Rapace) und für Nachwuchsregie. LAMB ist die isländische Einreichung für den Oscar 2022. Patrick ...
Interview
„Mich interessiert, wie Zufälle unser Leben beeinflussen.“
Hamaguchi Ryûsuke im Interview zu DRIVE MY CAR
Hamaguchi Ryûsuke hatte seinen internationalen Durchbruch 2015 beim Filmfestival in Locarno mit dem Film HAPPY HOUR über vier Freundinnen, von denen eine inmitten eines Scheidungsprozesses plötzlich verschwindet. 2016 wurde sein Film ASAKO I & II über eine Frau, die dem Doppelgänger ihres verstorbenen Ehemanns begegnet, zum Festival nach Cannes eingeladen. 2021 wurde Hamaguchis Episodenfilm WHEEL OF FORTUNE AND FANTASY bei der Berlinale mit dem Preis der Jury ausgezeichnet, in Cannes erhielt DRIVE MY CAR den Preis für das beste Drehbuch und den FIPRESCI-Preis der Filmkritik. ...
Interview
„Im weniger Sprechen entsteht für mich oft ein größerer poetischer Raum“
Interview mit Franz Rogowski zu GROSSE FREIHEIT
Franz Rogowski wurde 2013 mit seiner Hauptrolle in LOVE STEAKS bekannt. In Sebastian Meises GROSSE FREIHEIT spielt er den schwulen Hans, der in der Nachkriegszeit vom KZ direkt in den Knast eingeliefert wird und bis zur Abschaffung des Paragrafen 175 immer wieder im Gefängnis sitzt.
Pamela Jahn hat mit Franz Rogowski über GROSSE FREIHEIT gesprochen
Feature, Interview
„Im Kino geht es um Geschichten, und ich habe die Geschichten.“
Shahrbanoo Sadat zu KABUL KINDERHEIM
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Shahrbanoo Sadat (31) lebte bis zu ihrem 11. Lebensjahr als Flüchtling im Iran, ehe sie mit ihren Eltern in deren abgelegenes Bergdorf in Zentralafghanistan zurückkehrte. In Kabul und Paris wurde sie zur Filmemacherin. Die Machtübernahme der Taliban zwang sie zur Flucht - nach Berlin. Für ihr Langfilmdebüt WOLF AND SHEEP (2016) erhielt sie den Art Cinema Award in Cannes. Mit Eva Szulkowski sprach Sadat über ihren neuen Film KABUL KINDERHEIM, über ihr Verhältnis zum Kino und die ...
Feature, Interview
„Die Kinder haben uns vertraut und uns integriert in ihren Schulalltag“
Interview mit Maria Speth zu HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE
Maria Speth schloss 2001 ihr Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ mit dem Spielfilm IN DEN TAG HINEIN über eine planlose junge Frau in Berlin ab. 2007 drehte sie den Spielfilm MADONNEN, in dem Sandra Hüller eine Mutter spielt, die während eines Gefängnisaufenthalts ihre Familie zusammenhalten will. Alle Spielfilme von Maria Speth enthalten dokumentarische Elemente, 2011 ging sie aber den umgekehrten Weg, um obdachlose Jugendliche in 9 LEBEN zu porträtieren. Sie zeigte die Personen in einem artifiziellen, weißen Raum, um ihre Persönlichkeiten ...
Feature, Interview
"Die Darstellung der unglaublichen Vielfalt jüdischer Geschichte, Gegenwart und Zukunft"
Interview mit Bernd Buder, Programmdirektor des JFBB.
Was macht für Sie das jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg aus?
Das "Jüdische Film Festival Berlin und Brandenburg" ist das erste jüdische Filmfestival in Deutschland und zurzeit das größte. Damit hat die Gründerin und langjährige Leiterin Nicola Galliner ein extrem wichtiges Zeichen gesetzt. Ein jüdisches Filmfestival in der Stadt, in der die Shoa geplant wurde, und in einer Zeit, in der Verschwörungstheorien und damit auch Antisemitismus Hochkonjunktur haben, bedeutet eine besondere Verantwortung und eine besondere Herausforderung. Die Beschäftigung mit und der Kampf ...
Feature, Interview
„Martin Eden wird dazu getrieben, die soziale Klasse zu betrügen, der er selbst angehört“
Interview mit Pietro Marcello über MARTIN EDEN
INDIEKINO: Mister Marcello, was konkret hat Sie an der Figur Martin Eden so fasziniert, dass Sie sich an eine Verfilmung des Romans gewagt haben? Erkennen Sie sich in dem individualistischen Künstler ein Stück weit selbst wieder?
Pietro Marcello: Ich habe diese Frage befürchtet. Nein. Zwischen mir, dem Regisseur, und der Figur, mit der ich mich befasse, gibt es einen großen Unterschied: Eden ist ein Individualist, der den Bezug zur Realität verliert. Und für mich wäre das das Schlimmste, das mir ...
Feature, Interview
„Was wäre, hätte Gott die Welt ohne Alkohol geschaffen?“
Interview mit Thomas Vinterberg zu DER RAUSCH
Gemeinsam mit seinem dänischen Landsmann Lars von Trier gehört Thomas Vinterberg zu den Verfasser*innen des „Dogma 95“-Manifestes, das eine puritanische Haltung beim Einsatz von Technik forderte, und zu den weltweit bekanntesten dänischen Regisseur*innen. Von Vinterberg stammen unter anderem das Familiendrama DAS FEST (1998), das in Cannes den Jurypreis bekam, DIE JAGD (2012) und DIE KOMMUNE (2016). Sein jüngster Film DER RAUSCH wurde im Frühjahr mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ...
Interview, Feature
„Ich musste erst selbst Vater werden, um diese Geschichte erzählen zu können“
Interview mit Lee Isaac Chung über MINARI
Regisseur Lee Isaac Chung war kurz davor, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, als er in diesem Jahr mit MINARI seinen Durchbruch hatte. Der semi-autobiografische Film über eine koreanische Zuwandererfamilie in den 1980er Jahren in den USA wurde inzwischen mit 107 Filmpreisen ausgezeichnet und war für sechs Oscars nominiert.
Patrick Heidmann hat mit Chung über MINARI gesprochen.
Interview, Feature
„Die Schönheit des Lebens besteht in der Flucht“
Interview mit François Ozon zu SOMMER 85
Seit seinem Kinodebüt SITCOM (1998) dreht François Ozon nahezu jährlich einen Film, manchmal mehrere. Dabei sind so unterschiedliche Arbeiten enstanden, wie die Adaption des Fassbinder-Stücks TROPFEN AUF HEISSE STEINE (2000) und die Boulevard-Komödie 8 FRAUEN (2002), die beide auf der Berlinale zu Gast waren, der Psycho-Thriller SWIMMING POOL (2005), das Beziehungs-Puzzle 5x2 (2004), das Historiendrama FRANTZ (2016) und der dokumentarisch anmutende GELOBT SEI GOTT (2018) über Missbrauch in der katholischen Kirche. Mit SOMMER 85 hat Ozon ein langjähriges Lieblingsbuch verfilmt: Den ...
Feature, News
Double-Feature: Geist des Aufbruchs
Zwei DEFA Verbotsfilme im Indiekino Club
KARLA und JAHRGANG 45 nahmen 1965 die SED-Reformen beim Wort - und scheiterten.
Eine junge Lehrerin namens Karla wird nach dem Studium in die nordöstliche Provinz delegiert. Voller Tatendrang stürzt sie sich auf ihre Arbeit. Die von ihr unterrichteten Abiturient*innen sieht sie als Partner, nicht als zu formatierenden Nachwuchs. Das muss schiefgehen. Am Ende wird sie strafversetzt, sie steigt in den Zug, um noch weiter im Norden einen zweiten Anlauf zu wagen.
Feature
Zwischen Verzweiflung und Optimismus: Jugend gegen Klimawandel
I AM GRETA, YOUTH UNSTOPPABLE und NOW
Gefühlt nimmt das Bewusstsein für die Allgegenwärtigkeit und Dringlichkeit der Klimakrise rasant zu. Fliegen ist schambehaftet, Plastiktüten kosten Geld und veganer Fleischersatz hat es in jeden Discounter geschafft. Gleichzeitig nehmen die CO2-Emissionen und die Übersäuerung der Ozeane immer weiter zu, die USA sind aus dem Pariser Abkommen ausgetreten und auch die Coronavirus-Pandemie wird nicht die erhoffte Wende bringen, weder in Hinblick auf den Flugverkehr noch beim Umstieg auf nachhaltige Wirtschaftsmodelle. Diese Pendelbewegung zwischen Optimismus und Verzweiflung findet sich auch in drei aktuellen Dokumentarfilmen. NOW, YOUTH UNSTOPPABLE und I AM GRETA thematisieren allesamt gegenwärtige Formen des Klimaaktivismus, unterscheiden sich aber stark in ihrem Zugang und ihrer filmischen Umsetzung.
Interview, Filme
„Ich hoffe, dass Herr Steinmeier sich CURVEBALL im Kino anschaut“
Interview mit Regisseur Johannes Naber zu CURVEBALL
Bereits mit seinem Debüt DER ALBANER (2010) gewann Johannes Naber den Max-Ophüls-Preis. Mit seiner Habgier-Komödie ZEIT DER KANNIBALEN (2014) gelang ihm dann vor sieben Jahren der Durchbruch: beste Presse, reichlich Publikum und der Deutsche Filmpreis. Nach der Verfilmung des Hauff-Märchens DAS KALTE HERZ (2016) hat Naber nun eine furiose Polit-Satire um gefälschte Informationen des BND über biologische Waffen im Irak gedreht, die dazu dienten, den Irak Krieg zu rechtfertigen.
Interview, Feature
„Keine Gewalt ist doch auch keine Lösung“
Interview mit Julia von Heinz zu UND MORGEN DIE GANZE WELT
Julia von Heinz‘ Regiearbeiten umfassen Arthouse-Filme wie ihr Langfilmdebüt WAS AM ENDE ZÄHLT (2007) um eine jugendliche Ausreißerin und HANNAS REISE (2014), der von einer jungen Frau erzählt, die aus Karrieregründen einen Friedensdienst in Israel ableistet, ebenso wie die Mainstream-Produktionen HANNI UND NANNI 2 (2011) und ICH BIN DANN MAL WEG (2015).
Interview, Filme
"Ich wollte den Zuschauern die Erfahrung näherbringen, ein Mädchen zu sein, das ständig mit kleinen Momenten von Frauenhass konfrontiert ist"
Interview mit Eliza Hittman zu NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER
INDIEKINO: Mrs Hittman, in Ihrem Film kreieren Sie eine ganz besondere, sehr schöne Atmosphäre, die immer wieder zwischen einem naturalistischen Ansatz und einer beinahe traumhaften Erfahrung changiert. Inwieweit war das geplant, und wie viel hat sich aus dem Prozess des Filmens ergeben?
Eliza Hittman: Es ist sehr interessant, dass Sie das so sehen. Denn als wir versuchten, das Projekt zu finanzieren und die Leute mich fragten, wie ich den Film beschreiben würde, habe ich immer gesagt, dass es eine „poetische Odyssee“ sei. Das ist es, worauf ich hinauswollte, beim Schreiben und auch bei der Umsetzung des Films.
Interview, Feature
„Wie wird man eigentlich böse? Und was ist überhaupt böse?
Interview mit Katrin Gebbe zu PELIKANBLUT
2013 wurde Katrin Gebbe mit ihrem Debütfilm TORE TANZT gleich zu den Filmfestspielen in Cannes in die Reihe „Un certain regard“ eingeladen und räumte eine Reihe von Nachwuchspreisen ab. Seither haben wir auf ihren nächsten Film gewartet, der mit PELIKANBLUT nun endlich ins Kino kommt. Im Film setzt eine Mutter alles daran, ein schwer traumatisiertes, gewalttätiges Kind zu retten. Wieder ist es eine düstere Erzählung über unbedingten Glauben und nach außen wahnsinnig wirkenden Grenzüberschreitungen geworden.
Interview, Feature
„Ich habe das Gefühl, dass wir vielleicht gerade etwas Neues ins Rollen bringen“
Interview mit Faraz Shariat zu FUTUR DREI
Mit dem Spielfilmdebüt FUTUR DREI gewann Faraz Shariat, Jahrgang 1994, auf der diesjährigen Berlinale den Teddy für den besten Spielfilm, den Teddy Leser*innen-Preis und beinahe auch noch den Panorama Publikumspreis (zweiter Platz). Der Film um drei Freunde, um Facetten von Migration, Deutsch-sein und Queer-sein und um Sommernächte in Hildesheim erzählt mit einer inneren Freiheit, die vielleicht auch die kollektive Produktion widerspiegelt.
Interview, Feature
„Schon von klein auf habe ich mich gefragt, wo ich hingehöre“
Interview mit Golshifteh Farahani
Golshifteh Farahani wurde 1983 in eine linke Teheraner Theaterfamilie geboren und wuchs dreisprachig auf. Schon mit fünf Jahren begann sie Klavier zu lernen und mit 14 spielte sie ihre erste Hauptrolle. Inzwischen ist sie ein weltweit gefragter Star. Zu ihren Filmen zählen Bahman Ghobadis HALBMOND (2006), Asghar Farhadis ALLES ÜBER ELLY (2009), Marjane Satrapis HUHN MIT PFLAUMEN (2016) und Jim Jarmuschs PATERSON (2019). Nach dem Dreh von Ridley Scotts Thriller BODY OF LIES (2008) geriet sie ins Fadenkreuz der iranischen Behörden und lebt seither in Paris. In ihrem jüngsten Film, der ...
Feature, Filme
Filme für die Kinopause: Der Serienklassiker „Akte X“
Erstaunliche Parallelen zur Corona-Krise
Als es losging mit dem Coronavirus, als auch hier angekommen war, dass man die komische Krankheit aus China ernstnehmen musste, als Debatten über Eindämmungsmaßnahmen geführt wurden und Ängste sich ausbreiteten, hatte ich ein Déjà-vu-Gefühl. Die Themen, die herumschwirrten und mit denen man sich plötzlich beschäftigen musste, kamen mir seltsam bekannt vor, nicht aus dem eigenen Leben, aus einem fiktionalen Universum (aber auch das kann sich ja wie Erlebtes anfühlen). Irgendwann wusste ich woher: Aus 25 Jahren „Akte X“.
Das (teilweise) Wiedersehen mit elf zwischen 1993 und ...
Feature, News
Filme für die Kinopause: The Nightingale
Kompromisslose Leinwanderscheinung
Die junge Irin Clare schlägt sich mit Hilfe eines indigenen Guides durch die Wildnis, um den Soldaten zu finden, der sie vergewaltigt und ihren Mann und ihr Baby getötet hat. Aus dem unfreiwilligen Paar, das sich auf der Reise behutsam anfreundet, entwickelt der Film bald eine ganz eigene, seltsame, innere Dynamik.
Feature, News
Filme für die Kinopause: Paris gehört uns (1961)
Mysteriöse Komplotte
Im Juni 1957 bereitet sich Anne, Literaturstudentin an der Sorbonne, in ihrem Mansardenzimmer auf eine Prüfung über Shakespeare vor, als sie ihre Nachbarin weinen hört. Ihr Bruder Juan sei ermordet worden und nicht nur seine Freunde seien nun in Gefahr...
Feature, Filme
Filme für die Kinopause: BACURAU (2019)
Aufregend, überraschend und vieldeutig
Die wilde Mischung aus Neo-Western und allegorischer Dystopie, Horrorthriller und bitterböser Satire lässt nicht nur den vermeintlichen US-Skandalfilm THE HUNT alt aussehen, sondern ist erzählerisch so waghalsig und frappierend, dass man von der ersten Sekunde an gleichermaßen fasziniert wie verwirrt ist.
Feature, News
Filme für die Kinopause: TITUS (1999)
Es ist gerade die opulente und spektakuläre Umsetzung, die Shakespeares Frühwerk über den Feldherren Titus Andronicus, der nach seiner siegreichen Rückkehr nach Rom den Kaiserthron ablehnt und deswegen in eine Intrige aus Eifersucht, Wahnsinn, Verstümmelung und Pasteten gerät, die nötige Überlebensgröße gibt.
Feature, News
Filme für die Kinopause: WILD SIDE
Blick in einen Möglichkeitsraum
WILD SIDE lief auf der Berlinale 2004, gewann dort den Teddy für den besten queeren Film und geriet danach ziemlich in Vergessenheit. Das ist wahrscheinlich identitätspolitisch begründet: er ist einer von vielen Filmen, in dem eine trans* Person als Sexarbeiter*in dargestellt wird, ein Stereotyp bürgerlicher Erzählungen. Hier allerdings geht der Blick in einen Möglichkeitsraum...
Feature
Filme für die Kinopause: Bliss
Ironiefrei Retro
Zurück in die 90er: Wir haben unsere Autor:innen, die Indie-Kinobetreiber:innen und Mitstreiter:innen aus der Branche nach Filmtipps für unsere Leser:innen gefragt. Carmen vom b-ware!ladenkino empfiehlt, den psychedelischen Retro-Horrortrip BLISS nachzuholen, der Ende Februar ins Kino kam und dann von Corona voll erwischt wurde.
Feature, News
Filme für die Kinopause: ARCHIPELAGO
Viele fiese kleine Konflikte
Die Kinopause scheint langsam ihrem Ende entgegen zu gehen – in den einen Bundesländern schneller, in den anderen langsamer, aber einige Wochen wird es sich sicher noch hinziehen, bevor die ersten Kinotüren wieder aufgehen. Wir haben unsere Autor:innen, die Indie-Kinobetreiber:innen und Mitstreiter:innen aus der Branche nach Filmtipps für unsere Leser:innen gefragt.
Feature
Intermission Post II
Film ohne Kino?
Es sieht also so aus, als müssten wir noch eine Weile auf Kino verzichten und das Kino auf Zuschauer*innen. Aber den Film gibt es doch weiter, oder? Könnten wir nicht einfach über etwas anderes schreiben? Feministische Lieblingsserien, die besten Horrorfilme aller Zeiten, Trostfilme und Pandemie-Klassiker?
Feature
Solidarisch Streamen: Von ANGELO bis ZAMA
Das Beste vom Grandfilm-Verleih
Solidarisch Streamen. Der Grandfilm Filmverleih hat sich selbst verpflichtet, die Einnahmen aus einer reihe von Repertoire-Filmen mit den Arthouse-Partnerkinos zu teilen. Zur Auswahl stehen beispielsweise Małgorzata Szumowska satirischer Berlinale Beitrag 2018 DIE MASKE, der Diskurspop-Film SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES, das einen Arbeitstag lange Experimental-Projekt LA FLOR oder die wunserschöne Animation DER JUNGE UND DIE WELT. Der Verleih teilt den Gewinn 50/50 mit den Kinos, die auch sonst regelmäßig die Grandfilm-Filme zum Start spielen.
Feature
Intermission Post
Bericht aus der Kinopause
Während für die meisten Leute die Woche am Montag beginnt, mit einem Arbeits- und Konzentrations-High am Dienstag und Mittwoch, beginnt die Woche für Kinoleute am Donnerstag, mit den besucherstärksten Tagen am Freitag und Samstag. Früher bedeutete der Donnerstag (und Mittwochabend) auch viel manuelle Arbeit: Die alten Filme wurden entkoppelt und verschickt, die neuen zusammengeklebt und auf Spulen transferiert. Heute wird vor allem das Programm digital umprogrammiert, aber natürlich werden immer noch Plakate auf- und abgehängt und alles fein für die neuen Filme gemacht. Zum allerersten Mal, solange ich denken kann, gab es gestern keine neuen Filme.
Feature, Filme
PASTELL MIT KANTE
DIE NEUEN TRENDFARBEN IM KINO
Farbdesign im Film folgt Trends. Nach Spielbergs SAVING PRIVATE RYAN (1998) waren zum Beispiel entsättigte Farben en vogue. Spielberg selbst orientierte sich offenbar an den Farb-Dokumentaraufnahmen von George Stevens, der die Invasion der Alliierten auf 16 mm-Film filmte, aber bald wurde das Farbdesign auch für alle möglichen Filmgenres benutzt: für dystopische Science-Fiction-Filme und Serien (THE ROAD, 28 DAYS LATER), Action- und Noir-Filme und psychologische Dramen.
Feature
Nähe aus der Distanz: Kollaboratives Filmschaffen im arabischen Dokumentarfilm
SAUDI RUNWAY, NARDJES A., FOR SAMA, AMUSSU, SILVERED WATER, SYRIA SELF-PORTRAIT
Ein Nachtrag zu den Berlinale Talents: Lili Hering wirft einen Blick auf Dokumentarfilme aus arabischen Ländern, die in Kollaboration oder im Kollektiv entstandenden sind. Wem gehören diese Bilder und Erzählungen – und an wen richten sie sich?
Feature, Festivals
Alles neu - Die Berlinale 2020
Ein Ausblick auf die Highlights
Wir freuen uns auf die Berlinale unter neuer Leitung: Das Wettbewerbsprogramm, das Carlo Chatrian bei der Berlinale-Pressekonferenz eloquent und mit großer Liebe zu den Filmen präsentierte, weckt hohe Erwartungen. Von Burhan Qurbanis moderner Adaption von Alfed Döblins BERLIN ALEXANDERPLATZ, in der Franz Biberkopf zu Francis aus Afrika wird, der in der Hasenheide landet und den Kleinkriminellen Reinhold kennenlernt, über den Psychothriller EL PRÓFUGO (THE INTRUDER) von Natalia Meta bis hin zum franko-kambodschanischen Dokumentarfilm IRRADIÉS (IRRADIATED) von Rithy Panh sind wir eigentlich auf alles gespannt
Interview
"Es gibt nur eine wie Catherine Deneuve"
Interview mit Hirokazu Kore-eda über LA VERITÉ
Hirokazu Kore-eda ist einer unser absoluten Lieblingsregisseure, seit uns NOBODY KNOWS (2004) um vier Geschwisterkinder, von denen das älteste gerade mal zwölf Jahre alt ist und die sich umeinander kümmern, als die Mutter eines Tages spurlos verschwindet, mit seiner Zartheit und Präzision einfach umgehauen hat. Dann kamen unter anderem der rührende LIKE FATHER, LIKE SON (2013) und im vorletzten Jahr dann der verdiente Cannes-Gewinn mit SHOPLIFTERS (2018). LA VERITÉ ist nun Kore-edas erste im ...
Feature, Interview
„Man muss raus und sich einmischen, nicht nur dasitzen und jammern.“
Interview mit Ken Loach zu SORRY WE MISSED YOU
Ken Loach muss man eigentlich nicht vorstellen. Zum Oeuvre des Regisseurs gehören Klassiker wie KES (1969), RIFF RAFF (1991), LADYBIRD, LADYBIRD (1994), LAND AND FREEDOM (1995), THE NAVIGATORS (2001), JUST A KISS (2004), LOOKING FOR ERIC (2009), JIMMY’S HALL (2014) und Cannes-Gewinner I, DANIEL BLAKE (201). In seinen Filmen, die mal mehr Komödie, mal mehr Drama, und meist irgendwo dazwischen angesiedelt sind, ist Loach immer fest auf der Seite der Underdogs, seien es Bauarbeiter, Putzfrauen, Sozialist*innen im Spanischen Bürgerkrieg oder irische Wiederstandkämpfer*innen.
Feature, Interview
„Genrefilme neigen dazu, am Ende alle Probleme zu lösen“
Interview mit Jessica Hausner zu LITTLE JOE
In ihren Filmen entwirft die Österreicherin Jessica Hausner Szenarien, die einerseits einen klaren Realitätsbezug haben – in ihrem „Horrorfilm“ HOTEL (2004) sind die dunklen Flure das Unheimlichste, ihr „Mysterienspiel“ LOURDES (2009) ist an realen Pilgerstätten gedreht, und AMOUR FOU (2014) bricht den Liebestod von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel auf zermürbende Debatten herunter – und zugleich in eine sehr eigene, minutiös durchgestaltete Welt führen.
Feature
DOUBLE-FEATURE: JEANNETTE – DIE KINDHEIT DER JEANNE D’ARC & JEANNE D‘ARC
Die Wahrheit liegt im Schrägen
Bruno Dumont hat vier Texte von Charles Peguy für zwei Filme über Jeanne d'Arc bearbeitet. Wie die Figur der Johanna von Orléans selbst ist auch Charles Peguy eine politisch umstrittene Figur, auf die sich rechte Nationalisten und katholische Extremisten ebenso berufen wie linke Philosophen, etwa Alain Badiou.
Feature
Woody Allen, ich und A Rainy Day
Nachdenken über einen alten Bekannten
Woody Allen und mich verbindet inzwischen eine sehr lange, wenn auch einseitige Bekanntschaft. Als verkopfte Teenager haben wir uns Allens Kurzgeschichten vorgelesen – ich erinnere mich da beispielsweise an eine, in der eine Brieffreundschaft zwischen zwei Männern in ein Fernscrabble-Desaster mündete. Wenig später zeigte unser Museum vor Ort eine Reihe mit amerikanischen Komödien und wir entdeckten die frühen Werke der albernen Periode...
Interview, Feature
„Ich würde sagen, dass ich eine gewisse innere Ungemütlichkeit anstrebe“
Interview mit Robert Eggers zu DER LEUCHTTURM
Robert Eggers Debütfilm THE WITCH war einer der originellsten Horrorfilme der letzten Jahre. Einer amerikanischen Siedlerfamilie, die abgeschieden im Wald lebt, wird das Baby gestohlen. Der Wahnsinn der Mutter versteigt sich zum Glauben, ihre älteste Tochter sei mit dem Teufel im Bunde. Für seinen neuen Film THE LIGHTHOUSE (dt. Der Leuchtturm) hat Eggers zwei der renommiertesten Hollywood-Stars gewinnen können. Eggers schickt Willem Dafoe und Robert Pattinson in einen ähnlichen Wahnsinnstrip auf einer einsamen, sturmumtosten Leuchtturminsel.
Feature, Filme
Lieblingsfilme 2019
Die Favoriten der INDIEKINO-Autor*innen
Wir haben unsere Autor*innen nach ihren Lieblingsfilmen, die 2019 im deutschen Kino gestartet sind, gefragt. Die Ergebnisse sind erstaunlich unterschiedlich und einige haben uns ziemlich überrascht. Klarer Favorit mit drei Nennungen ist Céline Sciammas PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN, gefolgt von Lee Chang-dongs BURNING. Durch eine Mehrfachnennung hat sich auch noch der JOKER in die Liste der mehr als einmal genannten Filme hereingetrickst.
Interview
"Ich wollte, dass sich die Liebe echt anfühlt."
Interview mit Céline Sciamma über PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN
Die Filme der französischen Regisseurin, Drehbuchautorin und feministischen Aktivistin – Sciamma ist Mitglied in der 5050 by 2020-Bewegung, die sich für Parität in der Filmwirtschaft einsetzt – sind zart im Umgang mit ihren Figuren, künstlerisch im Umgang mit den filmischen Mitteln, lebensnah und politisch. Sciamma ist Autorin des Animationsfilms MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI (2016), Ko-Autorin von André Techinés BEING 17 und Regisseurin des vielfach ausgezeichneten GIRLHOOD. Am bekanntesten ist sie in Deutschland vermutlich für ihren zweiten Spielfilm TOMBOY, Teddy-Gewinner 2011, ...
Interview
„Ohne Humor könnte ich nicht arbeiten. Ich hätte das Gefühl zu ersticken“
Interview mit Bong Joon-ho zu PARASITE
Bong Joon-Ho ist einer der aufregendsten Genre-Regisseure des aktuellen Kinos. Sein neuer Film PARASITE hat bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Erstes internationales Aufsehen hatte Bongs Monsterfilm THE HOST erregt, SNOWPIERCER war bereits eine internationale Produktion mit Starbesetzung. Nach seinem Netflix-Film OKJA kehrt Bong mit PARASITE nach Korea und auf die große Leinwand zurück.
Interview
„Er war der erste Ex-Neonazi, den ich traf, und ich der erste Jude, dem er begegnete.“
Interview mit Guy Nattiv zu SKIN
Der israelische Regisseur Guy Nattiv hat seit 2006 vor allem für seine Kurzfilmen zahlreiche internationale Filmpreise gewonnen, was im Oscar-Gewinn für seinen Kurzfilm SKIN im Februar dieses Jahres gipfelte. Der Kurzfilm erzählte eine andere Geschichte, hatte aber ähnliche Motive wie Nattivs gleichnamiger Langfilm SKIN über einen amerikanischen Neonazi-Austeiger, der jetzt ins Kino kommt. Patrick Heitmann hat für Indiekino mit Guy Nattiv über seinen Film gesprochen
Interview
„Schon als Teenager wollte einen Film über ein richtig wütendes Mädchen machen.“
Interview mit Nora Fingscheidt über SYSTEMSPRENGER
Nora Fingscheidt hat die selbstorganisierte Berliner Filmschule filmArche e.V. mitbegründet und später in Ludwigsburg szenische Regie studiert. Mit mehreren kurzen und mittellangen Spielfilmen - darunter SYNKOPE (2010) und DIE LIZENZ (2016) - war sie auf dem Max Ophüls Festival zu Gast. Ebenso hat sie Erfahrungen im Dokumentarfilmbereich gesammelt und ihr Filmstudium mit dem Dokumentarfilm OHNE DIESE WELT (2017) über eine Gruppe deutschstämmiger Mennoniten im nördlichen Argentinien abgeschlossen. Mit ihrem ersten Langspielfilm SYSTEMSPRENGER wurde sie in den ...
Interview
"Maradona macht keine Fehler."
Interview mit Asif Kapadia über DIEGO MARADONA
Asif Kapadian ist vor allem für seine erfolgreichen Dokumentarfilme bekannt. SENNA (2010) und AMY (2015) wurden mit Filmpreisen überhäuft, darunter ein Oscar für den besten Dokumentarfilm. Aber daneben dreht Kapadian auch melodramatische Spielfilme, Geschichten über unausweichliches Schicksal in lebensfeindlichen Landschaften wie FAR NORTH (2007) oder die Liebe zwischen einem aserbaidschanischem Muslim und einer georgischen Christin in den 20er Jahren. Kapadians neuer Film DIEGO MARADONA schildert die Karriere des Fußballstars beim SC Neapel als Geschichte ...
Feature
Soundtrack: FIRST REFORMED (Lustmord)
08.07.2019
Die schrillen Geigen aus Alfred Hitchcocks PSYCHO sind zu einem Klischee des Filmsoundtracks und des Horrorfilms im Speziellen geworden. Dass aber gerade Horrorfilme nicht die große Orchesterbehandlung brauchen, und sich ein Gefühl der nicht fassbaren Bedrohung mit minimalen Mitteln erzeugen lässt, zeigte dieses Jahr der Soundtrack zu Paul Schraders FIRST REFORMED. Ähnlich wie bei MMMDs Score zu HAGAZUSSA im letzten Jahr arbeitet Brian Williams, der als
Feature
11 Beatlesfilme ohne Beatles
In YESTERDAY wacht der erfolglose Musiker Jack (Himesh Patel) in einer Welt auf, in der sich niemand mehr an die Beatles erinnert. Aber dies ist nicht der erste Film, der auf die Fab Four verweist, ohne, dass sie selbst darin vorkommen.
Interview
„Tatsache ist doch, dass unser Leben aus einer Aneinanderreihung von Ungewissheiten besteht.“
Interview mit Carlos Reygadas über NUESTRO TIEMPO
Carlos Reygadas' Filme gehen Risiken ein. Sein Filmdebüt JAPÓN (2002) handelte von einem Mann, der versucht, sich das Leben zu nehmen. BATTLE IN HEAVEN (2005) war eine Meditation über Klassen, Schuld und Sühne, STELLET LICHT (2007) erzählte eine Dreiecksgeschichte in einer tiefreligiösen mennonitischen Gemeinde in Mexiko, und wurde auf Plautdietsch gedreht. Für das Ehedrama POST TENEBRAS LUX gewann Reygadas die Goldene Palme in Cannes. Pamela Jahn sprach mit Carlos Reygadas über dessen aktuellen Film NUESTRO TIEMPO.
Interview
„Ich frage meine Kinder jeden Morgen, was sie geträumt haben“
Interview von Thomas Abeltshauser mit Mamoru Hosoda über MIRAI – DAS MÄDCHEN AUS DER ZUKUNFT.
INDIEKINO BERLIN: Wie sehr hat Ihr eigenes Leben und Ihre Rolle als Vater den Film beeinflusst?
Mamoru Hosoda: Es begann im Grunde mit der Geburt unseres zweiten Kindes. Unser älterer Sohn fühlte sich durch die Ankunft seiner kleinen Schwester plötzlich zurückgesetzt und der elterlichen Liebe beraubt. Es gab immer wieder Momente, in denen er aufgebracht war und Wutanfälle bekam, er war richtig eifersüchtig auf das Baby und die Aufmerksamkeit, die wir unserem Neugeborenen entgegenbrachten. Das beschäftigte mich sehr und verwirrte mich auch, weil ich selbst als ...
Interview
„Ich hatte große Lust darauf, eine Liebesgeschichte mit hässlichen Menschen zu erzählen“
Interview mit Ali Abbasi über BORDER
Ali Abbasi emigrierte 2001 aus dem Iran nach Schweden, studierte zunächst Architektur in Stockholm und schließlich Film an der Nationalen Dänischen Filmschule. Sein erster Spielfilm, der Horrorfilm SHELLEY (2016) erzählte von einer jungen rumänischen Frau, die für ein Paar arbeitet, das in einem abgelegenen Waldhaus lebt, und einwilligt, als Leihmutter deren Kind auszutragen. Seinen zweiten Film BORDER, der letztes Jahr in Cannes in der Reihe „Un certain regard“ gewann, möchte er dagegen lieber nicht als Horrorfilm verstanden wissen.
Interview
„Ein Film, der aus Erinnerungen komponiert ist“
Interview mit Barry Jenkins zu BEALE STREET
Barry Jenkins, geboren 1979, dessen Film MOONLIGHT vorletztes Jahr drei Oscars gewann (Bester Film, Bester Nebendarsteller - Mahershala Ali, Bestes adaptiertes Drehbuch) wuchs unter ähnlichen Bedingungen in Miami auf wie Chiron, die Hauptfigur in MOONLIGHT. Sein Vater hatte die Mutter mit vier Kindern verlassen und starb, als Jenkins zwölf Jahre alt war. Weil seine Mutter Crack-abhängig war, wuchs er in der überfüllten Wohnung einer anderen Frau auf. Jenkins besuchte den Film-Studiengang der Florida State University.
Feature, Feature, Filme
Berlinale XIV: Doch, das ist schon große Kunst
Wettbewerb: ICH WAR ZUHAUSE, ABER
Man kann das ganze akademische Instrumentarium an diesen Film heranschleppen: die Geschichte des postdramatischen Theaters seit den 80er Jahren, die Collagetechniken, die Sprachexperimente, die Choreografien, die Chöre, die Nummernrevue statt des großen dramatischen Bogens. Oder das Nachdenken über Repräsentation nicht nur in der Gendertheorie. Kann man alles machen. Muss aber auch nicht sein.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale XIII: Fake News, journalistische Integrität und der Preis der Wahrheit
Wettbewerb: MR. JONES
Mit DIE SPUR gewann die polnische Regisseurin Agnieszka Holland 2017 den Silbernen Bären. Zwei Jahre später ist sie wieder in Berlin und bringt die intensiv inszenierte Geschichte eines außerhalb Wales wenig bekannten Helden mit. Der MR. JONES des Titels war Gareth Jones, geboren 1905, ein walisischer Journalist, der 1933, teils durch Glück, aber hauptsächlich durch persönlichen Einsatz, ein exklusives Interview mit Hitler führen konnte und sich dann dafür interessierte, wie es Stalin geschafft hatte, die UdSSR mitten in einer globalen Finanzkrise in ein Land zu verwandeln, in dem alle wirtschaftlichen Bereiche florieren.
Feature, Festivals, Filme
BERLINALE XII: Etwas zerbricht
Forum: BAIT
An BAIT wirkt alles alt. Das Bild ist auf körnigem 16mm-Schwarzweißfilm gedreht, der in einer Weise springt und zerkratzt ist, die man nicht mit Computern simulieren kann. Die Häuser und Menschen des Küstenorts in Cornwall sehen so aus, wie sich das gehört, wenn man schon sehr lange von Schifffahrt und Fischfang lebt, und die merkwürdigen Pausen zwischen den Sätzen, liegen vielleicht am Schnitt oder an einer Art des Schauspiels, die schon lange aus der Mode ist.
Feature, Festivals, Filme
BERLINALE XI: Graue Menschen unter einem grauen Himmel
Wettbewerb: GHOST TOWN ANTHOLOGY
In der Pressekonferenz erzählt ein sehr aufgeräumter Denis Côté, dass er zu sehr Snob sei, um einfach nur aus Spaß einen Horrorfilm zu drehen. Er verstehe seinen Film als "offenes Objekt". Und tatsächlich spielt GHOST TOWN ANTHOLOGY (REPERTOIRE DES VILLES DISPARUES) zwar mit den Konventionen des Genres, hat aber eher etwas von einem Gedicht.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale X: Moderner Briefroman mit Twist
Berlinale Spezial: CELLE QUE VOUS CROYEZ
Jurypräsidentin Juliette Binoche spielt Claire, eine Literaturprofessorin um die 50, die sich darüber, von ihrem Toyboy unzureichend emotional unterstützt zu werden, hinwegtröstet, indem sie auf Facebook mit seinem WG-Genossen Alex anbandelt.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale VIII: Jenseits der Gewalt liegt der Ekel
Wettbewerb: DER GOLDENDE HANDSCHUH
DER GOLDENE HANDSCHUH geht über die Schock-Effekte des Splatter-Films, die oft auch deutlich ausgestellte Spaß-Effekte sind, hinaus. Jenseits der Gewalt, die in der klassischen Ästhetik immer noch mit dem Erhabenen, und manchmal auch durch den Witz, gefasst werden konnte, liegt der Ekel als das völlig aus dem Ästhetischen Ausgeschlossene.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale VII: Die unmöblierten Räume von Lolas Psyche
Wettbewerb: DER BODEN UNTER DEN FÜSSEN
Lola ist Unternehmensberaterin. Ihr Leben findet in den generischen Nichträumen der internationalen Geschäftswelt statt. An Flughäfen, in Hotelzimmern, in unvollständig eingerichteten Übergangsbüros. Ihre Gesprächspartner sind ihre Geschäftspartner und oft sind sie nicht einmal zugegen. Ihre Liebhaberin ist ihr Boss Elise.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale IX: Braucht Deutschland endlich Serienkiller?
Auf der Pressekonferenz zu DER GOLDENDE HANDSCHUH
Die Pressekonferenz zu DER GOLDENE HANDSCHUH versprach, interessant zu werden. Hatte der Film auch nicht die blutigen Effekte geboten, die der Trailer angedeutet hatte, wird er mit seiner Mischung aus Maskengroteske, Sozialdrama und Gewaltszenen, die dadurch verstören, dass sie eben nicht albern splatterig sind, garantiert polarisieren.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale IV: Worte als Befreiung
Wettbewerb: Grâce à Dieu
François Ozons GRÂCE À DIEU erzählt von einem laufenden Prozess gegen den pädophilen Priester Bernard Preynat und gegen die katholische Kirche wegen der Vertuschung des jahrzehntelangen Missbrauchs. Der Prozess gegen den Kardinal Barbarin, der dafür verantwortlich war, dass Preynat noch bis 2016 mit Kindern arbeiten durfte, begann im Januar, das Urteil wird für den März erwartet.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale VI: Natur als Seelenzustand
Wettbewerb: OUT STEALING HORSES
Das Beste an der Berlinale war schon immer, dass nach ihr der Frühling kommt. Vorerst durfte aber bei OUT STEALING HORSES nochmal mit Stellan Skarsgard im kalten Norwegen gefroren werden. Wenigstens erinnert der melancholische alte Kerl, der um seine verunglückte Frau trauert, an seine späte Kindheit und den letzten Sommer mit seinem Vater.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale V: Es passiert wenig, das aber intensiv
Wettbewerb: ÖNDÖG
Der mongolische Krimi ÖNDÖG nimmt sich für alles, was in ihm passiert, viel Zeit. Am Anfang findet die Polizei eine Frauenleiche mitten in der Steppe. Damit diese und der junge Rekrut, der sie bewachen muss, über Nacht nicht von Wölfen gefressen werden, wird eine Hirtin aus der Nachbarschaft abkommandiert, die man nur "Dinosaurier" nennt.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale III: Zwischen Horror und Sozialdrama
Wettbewerb: SYSTEMSPRENGER
Nora Fingscheidts Spielfilmdebüt SYSTEMSPRENGER versprach, ein intensives Stück Kino zu werden, immerhin hatte der Film schon zahlreiche Drehbuchpreise gewonnen. Dabei steht gerade das Drehbuch mit seiner genrefilmartigen Eskalationslogik der Geschichte eher im Wege und sorgt dafür, dass SYTEMSPRENGER ein EXORZIST mit Sozialarbeitern statt Priestern geworden ist.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale II: A bissl wie BAD TASTE
Forum: DIE KINDER DER TOTEN & FOURTEEN
Nicht erst, als es zur Wiederkehr der Toten kommt, spürt man den jelinekschen Geist in jeder wackligen Einstellung des körnigen Super-8-Filmes.Die Zwischentitel sind immer bitterböse und verweisen auch gerne auf die Schwächen des Films selbst, wenn sie nicht gerade politische Spitzen verteilen. Die Laiendarsteller starren oder chargieren, wenn sie noch leben, und tun dies mit doppelt so viel Energie, sobald die Ausbeute eines Überfalls auf einen Scherzartikelladen sie in mehr oder weniger berühmte österreichische Untote verwandelt hat.
Feature, Festivals, Filme
Berlinale I: Ein Märchen zum Start
Wettbewerb: THE KINDNESS OF STRANGERS
Der diesjährige Festival-Zauber beginnt mit einem Weihnachtsmärchen: Lone Scherfigs neuer Feelgood-Film spielt in New York im Winter in einer Zeit, die möglicherweise die Gegenwart ist, vielleicht aber auch nicht. Die Frisuren sehen nach heute aus, die Autos und Hemden älter, das Macbook, das irgendwann groß im Bild ist, stammt definitiv aus diesem Jahrzehnt, aber niemand hat ein Handy.
Interview
"Wir mussten die ganze Zeit in Bereitschaft sein, um diesen einen winzigen Moment einzufangen"
Interview mit Nadine Labaki zu CAPERNAUM
Die libanesische Regisseurin und Schauspielerin Nadine Labaki (*1974) begann ihre Karriere mit der Produktion von Musikvideos. 2007 drehte sie ihren ersten Spielfilm, die Komödie CARAMEL, in der sich fünf Frauen regelmäßig in einem Schönheitssalon treffen und dabei Liebe, Sexualität, Tradition, und das alltägliche Auf und Ab verhandeln – im Januar noch einmal im Il Kino zu sehen. 2010 folgte die Komödie WHERE DO WE GO NOW? über ein kleines Dorf, in dem Moschee und Kirche unmittelbar nebeneinander stehen und die Frauen das Mannsvolk davon abhalten, aufeinander loszugehen. CAPERNAUM, ihr dritter Spielfilm, wurde dieses Jahr in Cannes mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet. Patrick Heidmann hat sich mit Nadine Labaki über ihren Film unterhalten.
Feature
WORAUF WIR UNS IM KINOJAHR 2019 FREUEN
Autor*innen & Kinobetreiber*innen über ihre Favoriten
Wir haben uns umgehört und unsere Autor*innen und die Berliner Indiekino-Betreiber*innen gefragt, worauf sie sich – filmisch gesehen – im Jahr 2019 freuen:
Interview
Die Erfindung des wirklich echten weiblichen Stars
Essay: Remakes und Reinkarnationen von A STAR IS BORN von 1932 bis 2018
Im Juni 1932, drei Wochen nachdem Amelia Earheart mit ihrer roten Lockheed Vega als erste Frau den Atlantik im Alleinflug überquert hat, während die Dust-Bowl-Depression in den USA weiter Massenmigrationen auslöst, während Franklin D. Roosevelt für einen „New Deal“ bei den Präsidentschaftswahlen wirbt, und die Alkohol-Prohibition weiter in Kraft ist, blickt die Kamera in George Cukors Film WHAT PRICE HOLLYWOOD? auf die langen Beine von Constance Bennett, der jüngsten der drei Bennett-Schwestern, die alle bereits in der Stummfilmzeit Filmstars waren.
Interview
„Phasenweise ist DOGMAN ja fast ein Stummfilm“
Interview mit Matteo Garrone über DOGMAN
Matteo Garrone war bereits 2004 mit seinem Film PRIMO AMORE im Wettbewerb der Berlinale vertreten, wirklich bekannt wurde er aber in Deutschland erst durch das beeindruckende Mafia-Drama GOMORRHA (2008) und den wilden Fantasy-Film DAS MÄRCHEN DER MÄRCHEN (2015). Mit DOGMAN kehrt Garrone zu dem Milieu und den Landschaften aus GOMORRHA zurück.
Herr Garrone, Ihr neuer Film DOGMAN basiert auf einer wahren Geschichte. Was reizte Sie daran, diesen Fall auf die Leinwand zu bringen?
Die Sache ereignete sich in Italien vor 30 Jahren, und man kennt sie ...
Interview
„Privat kriegen mich keine zehn Pferde in ein Gotteshaus“
Interview mit Alice Rohrwacher über GLÜCKLICH WIE LAZZARO
Seit 2005 dreht Alice Rohrwacher, Tochter eines Deutschen und einer Italienerin und Schwester der Schauspielerin Alba Rohrwacher, Filme. In Arthouse- und Festivalkreisen hat sie sich schnell einen Namen gemacht. Bereits ihr erster Spielfilm FÜR DEN HIMMEL BESTIMMT/CORPO CELESTE (2011) wurde zu den Filmfestspielen nach Cannes eingeladen. LAND DER WUNDER/LA MERAVIGLIE (2014), ihr zweiter Spielfilm und der erste, der es zu uns ins Kino geschafft hat, lief dann bereits im Wettbewerb und wurde mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet.
Interview
„Ich wollte eine Tragödie in der heutigen Zeit schreiben“
Interview mit Xavier Legrand über NACH DEM URTEIL
Bei seiner Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig wurde VOR DEM URTEIL des französischen Schauspielers und Filmemachers Xavier Legrand als Bester Erstlingsfilm und mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie ausgezeichnet. Vor seinem Langfilmdebüt spielte Legrand vor allem Theater, sein Kurzfilm AVANT QUE DE TOUT PERDE war 2014 für den Oscar nominiert. Thomas Abeltshauser hat beim Filmfest in San Sebastián mit dem Regisseur gesprochen, wo der Film den Zuschauerpreis gewann.
Interview
„Konkurrenzdenken hat mich nie interessiert. Und großer Ruhm auch nicht.“
Interview mit Agnés Varda zu AUGENBLICKE: GESICHTER EINER REISE
INDIEKINO BERLIN: Frau Varda, bei AUGENBLICKE: GESICHTER EINER REISE haben Sie erstmals nicht alleine Regie geführt, sondern gemeinsam mit dem Künstler und Fotografen JR. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Agnès Varda: Meine Tochter hat uns miteinander bekannt gemacht. Ich kannte seine Kunst und er meine Filme, aber es war Rosalie, die fand, es könne nicht angehen, dass wir uns noch nie begegnet sind. Wir stellten schnell fest, dass wir uns gut verstehen und vor allem die gleichen Interessen haben. Wir beide haben ein Bedürfnis nach Begegnungen mit anderen Menschen. So haben wir dann schon ein paar Tage nach unserem Kennenlernen beschlossen, gemeinsam einen Film zu machen.
Feature
POLITIK, POP UND MEDIENKRITIK
RETROSPEKTIVE „WAHRSAGER IM FILM: PETER WATKINS“
Im Film THE BALLAD OF JOHN AND YOKO fragt ein Reporter John Lennon, ob ein bestimmtes Ereignis den Anstoß zu der Friedenskampagne von Lennon und Ono gegeben habe. Lennon antwortet: „Es hat sich eigentlich über die Jahre aufgebaut, aber was es richtig angestoßen hat, war ein Brief, den uns ein Typ geschrieben hat, der Peter Watkins heißt und einen Film mit dem Titel THE WAR GAME gemacht hat. (…) Er sagte: Leute in eurer Position haben die Verantwortung, die Medien für den Frieden in der Welt zu nutzen.“
Interview
„Mütter und Töchter – das ist immer eine komplexe, nuancierte und wunderschöne Sache“
Interview mit Greta Gerwig zu LADY BIRD
Greta Gerwig (*1983) ist einer der bekanntesten Stars der US-Indie-Szene. Sie studierte in New York Philosophie und Englisch und schrieb bereits an der Uni erste eigene Theaterstücke und gründete eine Comedy-Gruppe. Anfang des Jahrtausends begann sie in „Mumblecore“-Filmen aufzutreten – u.a. BAGHEAD von Jay und Mark Duplass und YEAST von Mary Bronstein – und arbeitete auch als Drehbuchautorin und Ko-Regisseurin. In Deutschland wurde sie vor allem durch Noah Baumbachs FRANCES HA (2012) bekannt...
Interview
“BLAUBEER-EISKREM MIT EINER SAUREN NOTE“
Gespräch mit Sean Baker über seinen Film THE FLORIDA PROJECT
Der erste Film von US-Indie-Regisseur Sean Baker, der in Deutschland ins Kino kam, war STARLET (2012), eine kleine, präzise erzählte Geschichte um die unwahrscheinliche Freundschaft zwischen einer Seniorin und einer verpeilten jungen Frau, die als Pornodarstellerin arbeitet. 2015 machte Baker dann mit TANGERINE Furore, einer grell-bunten und über weite Strecken improvisierten Komödie um die Transgender-Prostituierte Sin-Dee Rella, ihre Clique und ihre Kunden. TANGERINE war der erste Film, der komplett im Breitwandformat auf dem iPhone gedreht wurde. Für THE FLORIDA PROJECT hatte Baker erstmals ein richtiges Budget zur Verfügung, den bonbonfarbenen Look von TANGERINE führt er fort
Feature, Festivals
Berlinale XIV: Deutschland-Metapher aufs Auge
Wettbewerb: MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT
Grönings Film, dessen Buch der Regisseur gemeinsam mit der Schauspielerin Sabine Timoteo geschrieben hat, hat bisher die schönsten Bilder im Wettbewerb, und ist der erste Wettbewerbs-Film, der eine Idee von Freiheit in der Inszenierung zeigt. Über drei Stunden wird kaum eine Geschichte erzählt, lediglich eine langsame, aber unaufhaltsame Eskalation. Die Zwillinge Robert und Elena gehen auf eine Wiese, gegenüber einer Tankstelle, vorgeblich um für Elenas Philosophie-Abitur zu lernen.
Feature, Festivals
Berlinale XIII: Computerdesktop-Thriller
Panorama Special: PROFILE
Timur Bekmambetov hat sich mit effektlastigen Actionkrachern wie WANTED, WÄCHTER DER NACHT und ABRAHAM LINCOLN, VAMPIRE HUNTER einen Namen gemacht. Trotzdem erscheint es passend, dass sein neuer Film komplett auf einem Computerdesktop spielt. Der Film beruht auf der wahren Geschichte einer Reporterin, hier Amy genannt, die sich im Internet als europäische Konvertitin zum Islam ausgab.
Feature, Festivals
Berlinale XII: Süßer, überdrehter Klamauk
Berlinale Special: MONSTER HUNT 2
Aus einer feministischen Perspektive gesehen kann man sich freuen: Von den weiblichen Charakteren, die in der Fortsetzung des einstmalig erfolgreichsten Filmes Chinas auftauchen, sind die meisten den männlichen Charakteren mehr als ebenbürtig.
Feature, Festivals
Berlinale XI: John McEnroes schwarze Magie
Forum: L'EMPIRE DE LA PERFEKTION
Bewegung, Zeitlichkeit, Drama: Film und Sport haben sehr ähnliche Strukturen. Klar sind das Binsenweisheiten, und auch die filmphilosophischen Überlegungen, die Julien Farault anhand der wundervollen 16mm-Aufnahmen von John McEnroe, die im Auftrag des französischen Tennisverbandes bei den French Open in Roland Garros, präsentiert, wirken ein wenig aufgeplustert. Egal, das Bildmaterial ist der Knüller.
Feature, Festivals
Berlinale X: Terror im Wettbewerb
Wettbewerb: UTOYA, 22. JULI & 7 TAGE IN ENTEBBE
WETTBEWERB: Gestern zum Frühstück ein richtiger Stinker, ein besonders fieser. UTOYA 22. JULI ist unglaublich spekulativer Schrott, der sich auch noch besonders wichtig findet. Das Attentat auf das Sommercamp der sozialdemokratischen Jugend in Norwegen filmt Erik Poppe in einem langen Take, der damit beginnt, dass die junge Kaja in die Kamera blickt und sagt „Du wirst das nie verstehen!“. Vermutlich sollte der Film also irgendetwas über die Perspektive der Opfer sagen.
Feature, Festivals
Berlinale VII: Zum Beispiel das Baby-Ding
Perspektive deutsches Kino: RÜCKENWIND VON VORN
In RÜCKENWIND VON VORN erzählt Philipp Eichholtz (LUCA TANZT) von Charlie, einer Berlinerin Mitte Zwanzig, deren Leben gerade anfängt, feste Formen anzunehmen. Allzu feste Formen. Mit jedem Dreh der Schraube wächst Charlies Widerstand. Sie wiegelt ab „Ich plane erstmal gar nichts“, lächelt gequält, nimmt die Pille heimlich weiter und plant eine Reise nach Südkorea, wo die beste Freundin gerade unterwegs ist. Einer Konfrontation geht sie aus dem Weg.
Feature, Festivals
Berlinale VI: Ungeheure Direktheit und Dringlichkeit
Wettbewerb: Transit
WETTBEWERB: Christian Petzolds Verfilmung von Anna Seghers Flucht- und Exilroman riskiert viel und gewinnt auf ganzer Linie. Den 1942 spielenden Roman über deutsche Geflüchtete, die in Marseille auf Papiere für die Emigration warten, vor allem auf die wichtigen Transitpapiere, die ihnen das Anlaufen in Häfen in Ländern ermöglichen, für die sie keine Einreisepapiere besitzen, ohne historisierende Kostüme im heutigen Frankreich spielen zu lassen: das hätte leicht schiefgehen und wie eine alberne Holzhammerpointe wirken können.
Feature, Festivals
Berlinale VIII: Die kleinen Brüder und Schwestern der RAF
Forum: DER SPK-KOMPLEX
Der Dokumentarfilm von Gerd Kroske (DER BOXPRINZ) zeichnet das SPK als die weniger radikalen und selbstherrlichen kleinen Brüder und Schwestern der RAF. Kroske lässt sowohl Mitglieder als auch die Gegenseite, Richter, Polizisten und Reporter, zu Wort kommen und leistet damit Ähnliches wie Stefan Austs Buch über „die Baader-Meinhof-Gruppe“, auf die sich der Titel bezieht.
Feature, Festivals
Berlinale IX: Ein Freund, ein guter Freund
Generation: MEIN FREUND; DIE GIRAFFE
Im Dickicht der Berlinale-Sektionen verzeichnet das Programm der Generation alljährlich die wenigsten Ausfälle. Vielleicht liegt es an der Qualität der Einsendungen, vielleicht am Fingerspitzengefühl bei der Auswahl (Sektionsleiterin seit 2008: Maryanne Redpath), vielleicht empfinde ich es nur subjektiv so. Jedenfalls macht in der Stafette starker Kinder- und Jugendfilme auch der liebenswerte niederländische Beitrag MEIN FREUND, DIE GIRAFFE aus der Generation Kplus keine Ausnahme. Als Inspiration diente der Regisseurin Barbara Bredero das in den Niederlanden bekannte Kinderlied ...
Feature, Festivals
Berlinale V: „Pakt des Vergessens“
Panorama: THE SILENCE OF OTHERS
Nachdem mit den Tod des Diktators die faschistische Herrschaft in Spanien endete, hatten viele Regimegegner die Hoffnung, dass ihre Angehörigen und Freunde, die aus politischen Gründen im Gefängnis saßen, nun eine Amnestie erfahren würden. Diese Hoffnung bewahrheitete sich auch. Doch das Amnestiegesetz, welches 1977 vom spanischen Parlament verabschiedet wurde, hatte noch eine andere Seite: Der „Pakt des Vergessens“ garantierte auch denjenigen Sicherheit vor Strafverfolgung, die sich während der Diktatur auf Seiten des Regimes schuldig gemacht hatten.
Feature, Festivals
Berlinale IV: Ein solider Genrefilm, der wichtige historische Fakten vermittelt
Wettbewerb: BLACK 47
WETTBEWERB: Dem irischen Rachewestern BLACK 47 ging der Ruf voraus, in der Tagespresse-Vorstellung hätten einige den Film nicht ertragen und die Vorstellung verlassen. Tatsächlich ist BLACK 47 ein finsterer Film über den größten Völkermord der Kolonialzeit auf europäischem Boden vor dem deutschen Faschismus. Die Kartoffelfäule, die 1847 die Ernten im von England besetzten Irland vernichtete, hatte zuvor bereits zwei Jahre zuvor in Kontinentaleuropa die Felder in schwarze, faulig stinkende Krautmassen verwandelt.
Feature, Festivals
BERLINALE III: Manchmal lesen sie auch nur
Forum: CLASSICAL PERIOD
CLASSICAL PERIOD ähnelt ein bisschen dem Erlebnis, auf einer Party mit einem Menschen zu reden, der zwar Feuer und Flamme für sein/ihre Lieblingsthema ist, diese Begeisterung aber nur durch einen Redeschwall vermitteln kann. In langen Einstellungen, ganz klassisch im 4:3-Format und körnig auf 16mm-Film, referieren die Mitglieder eines Literaturdiskussionskreises über ihre Lieblingsstellen aus Dantes „Göttlicher Komödie“, Architektur und klassische Musik.
Feature, Festivals
BERLINALE II: Saatgutkrise
Forum: WILD RELATIVES
2015 trat für die Hüter der Samen im Saatgutarchiv in Svalbard, Norwegen, der Ernstfall ein. Weil das International Center for Agricultural Research in the Dry Areas (ICARDA) wegen des Syrienkrieges umziehen und dabei sein Saatgutlager nicht mitnehmen konnte, mussten die einstmals von ihnen ans norwegische Archiv geschickten Samen wieder herausgeholt und zum Multiplizieren an den neuen Standort geschickt werden.
Feature, Festivals
BERLINALE I: DIE SPIELE SIND ERÖFFNET
ISLE OF DOGS & RIVER'S EDGE
WETTBEWERB: Mit Wes Andersons ISLE OF DOGS zu eröffnen, war ein sehr schlauer Schachzug. Auf diese Weise hat man gleich die Herzen aller Besucher, die ‚Hundemenschen’ sind, erobert. Die Kombination aus Puppentrick, japanischem Setting und der typischen Andersonschen quirkyness, bei der Hunde in sich gehen und überlegen, wann ihr Leben die falsche Wendung genommen hat, kann ein Filmfestivalpublikum nur begeistern.
Interview
„Wir waren jung und hatten nichts zu verlieren, das machte uns unaufhaltbar.“
Interview mit Robin Campillo zu 120 BPM
Robin Campillo kommt sichtlich abgehetzt zum Interview. Auf dem Weg zum Filmfest in San Sebastián ging sein Gepäck verloren und er musste sich für die Premiere seines Films noch schnell einen Anzug besorgen. Er ist dann trotzdem bester Laune und spricht voller Leidenschaft von seinem Film 120 BPM über die AIDS-Aktivistengruppe ACT UP, zu der Campillo (55) auch selbst gehörte und die Anfang der Neunziger Jahre in Paris mit spektakulären Aktionen gegen die Ignoranz von Politik, Gesellschaft und Pharmaindustrie protestierte. Thomas Abeltshauser hat mit dem französischen Filmemacher gesprochen.
Feature
75 Jahre Pervers
Rosa von Praunheim hat Geburtstag und hat einen neuen Film aus Neukölln mitgebracht. Eine Hommage.
Seit 50 Jahren funktioniert dieses Praunheim-Prinzip der zusammengesetzten Lebenstraumerzählungen nun schon, ein großes, produktives Gegenprogramm zu Kino-Bio-Pics und den Prominentenporträts, die das deutsche TV für erzählenswert erachtet.
Interview
"Es kommt einem vor, als sei das alles erst gestern passiert, oder morgen"
Interview mit Kathryn Bigelow zu DETROIT
Kathryn Bigelow ist immer noch die einzige Frau die jemals mit einem Oscar für die beste Regie ausgezeichnet wurde (für THE HURT LOCKER, 2010), und sie war eine der ersten Frauen, die sich an die „Männergenres“ Action, Thriller, Sportfilm und Kriegsfilm heranwagte.
Interview
„Wir hatten keine Ahnung, dass es womöglich Penisse in dieser Größe gibt.“
Interview mit Dome Karukoski zu TOM OF FINLAND
Dome Karukoski gilt als einer der erfolgreichsten finnischen Regisseure, aber in Deutschland waren bisher nur zwei seiner Filme zu sehen: DAS MÄDCHEN UND DER RAPPER hatte 2006 seine Premiere auf der Berlinale und die Komödie HELDEN DES POLARKREISES kam 2012 in die Kinos. Karukoskis Portrait des Zeichners Tom of Finland, einer der ikonischen Figuren der Schwulenbewegung, gewann den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik beim Göteborg Film Festival. Patrick Heidmann hat für INDIEKINO mit dem Regisseur gesprochen.
INDIEKINO BERLIN: Herr Karukoski, kann es sein, dass es eine Weile gedauert hat, bis TOM OF FINLAND Wirklichkeit wurde? Angekündigt wurde der Film doch schon vor etlichen Jahren, oder?
Feature
Experimenteller Pop. Drei Dokus
Tangerine Dream - Conny Plank - Sleaford Mods
Gleich drei Pop-Dokus erzählen im September Geschichten der elektronischen Musik. REVOLUTION OF SOUND. TANGERINE DREAM und CONNY PLANK – THE POTENTIAL OF NOISE erzählen von den beiden sehr unterschiedlichen Linien der elektronischen Popmusik in Deutschland.
Interview
„Im Grunde ist mir jede Ausrede recht, um in Schwarzweiß drehen zu können.“
Interview mit Sally Potter zu THE PARTY
Bereits mit 16 Jahren schmiss Sally Potter (*1949) die Schule, um eine Karriere als Filmemacherin zu verfolgen. Seither hat sie als Performancekünstlerin, Theaterregisseurin, Musikerin, Komponistin und Autorin gearbeitet und sieben Spielfilme gedreht. Potter experimentiert gern und probiert eigentlich bei jedem Projekt ein neues Genre und neue Stilmittel aus.
Interview
„Der ästhetische Feind dieses Films ist ein naturalistisches Kino“
Interview mit Julian Radlmaier zu SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES
Julian Radlmaier, Jahrgang 1984, studierte an der dffb, war persönlicher Assistent von Werner Schroeter und hat deutsche Übersetzungen der Texte des französischen Theoretikers Jacques Rancière herausgegeben („Und das Kino geht weiter. Schriften zum Film“ (2012) und „Bela Tarr, Die Zeit danach“ (2013). Seine ersten Filme EIN GESPENST GEHT UM IN EUROPA (2013) und EIN PROLETARISCHES WINTERMÄRCHEN (2014) thematisieren die Klassengesellschaft.
Interview
"Gesellschaftliche Verantwortung darf kein Kriterium sein"
Interview mit Bertrand Bonello zu NOCTURAMA
Bertrand Bonello ist seit seinem Debütspielfilm DER PORNOGRAF für kontroverse und seltsam halluzinatorische Filme bekannt. Zuletzt kam in Deutschland sein SAINT LAURENT (2014) in die Kinos. Mit NOCTURAMA hat Bonello einen kontroversen und todschicken Thriller über eine Gruppe junger Leute, die am gleichen Tag mehrere Bombenanschläge in Paris verüben, gedreht. Thomas Abeltshauser hat für INDIEKINO mit Bertrand Bonello über seinen neuen Film gesprochen.
Interview
„Im Vordergrund unserer Zusammenarbeit stand immer der Dialog“
Interview mit Céline Sciamma
Als Regisseurin und Drehbuchautorin hat Céline Sciamma mit WATER LILIES (2007), TOMBOY (2011) und BANDE DES FILLES (2013) bereits mehrfach Geschichten über jugendliche Befindlichkeiten gedreht. Im sensibel beobachteten WATER LILIES ging es um eine Gruppe von 15-jährigen Mädchen, den ersten Sex und Synchronschwimmen.
Interview, Personen
„Es gibt eine Scheu vor den ganz alltäglichen Geschichten“
Interview mit Marie Kreutzer zu WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT
WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT ist der dritte Spielfilm der österreichischen Filmemacherin Marie Kreutzer, und der zweite, der bei uns ins Kino kommt: Im Jahr 2011 war ihr Debüt DIE VATERLOSEN über die Kinder einer Hippiekommune, die sich beim Tod des Vaters wieder treffen, hier zu sehen.
INDIEKINO BERLIN: Wie ist die Idee zu WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT entstanden?
Marie Kreutzer: Das war eigentlich gar nicht meine Idee, sondern die meines Produzenten. In dieser Zeit war meine Tochter etwa in dem Alter wie die Kinder im Film. Ich habe auf die Finanzierung von GRUBER GEHT gewartet, meinem zweiten Kinofilm, und war halt sehr viel mit ihr allein, am Spielplatz und so weiter
Interview, News
"Wenn man nichts mehr kalkuliert oder hinterfragt - dann kann man von Liebe sprechen"
Interview mit Park Chan-Wook
Seit ihm zu Beginn des Jahrtausends mit dem Berlinale-Beitrag JOINT SECURITY AREA und kurz darauf SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE der Durchbruch gelang, gehört Park Chan-Wook auch international zu den bekanntesten und erfolgreichsten koreanischen Regisseuren. 2004 gewann er in Cannes für OLDBOY den Großen Preis der Jury, fünf Jahre später für DURST den Jury-Preis. Nach seinem englischsprachigen Debüt STOKER meldet er sich nun mit der Romanverfilmung DIE TASCHENDIEBIN zurück, deren Handlung er von England nach Korea verlegte. Patrick Heidmann hat sich für INDIEKINO BERLIN mit Park Chan-Wook über seinen jüngsten Film unterhalten.
Interview, News
„Man kann sich die Situation nicht anschauen, ohne wütend zu werden“
Interview mit Ken Loach zu ICH, DANIEL BLAKE
Ken Loach, geboren 1936, ist einer der renommiertesten britischen Filmemacher, und einer der politisch engagiertesten. Sein Film KES (1966) gilt als einer der besten britischen Filme aller Zeiten. Nach THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY (2006) ist I, DANIEL BLAKE der zweite Film, mit dem Loach die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes gewonnen hat. Thomas Abeltshauser hat für INDIEKINO BERLIN mit Ken Loach gesprochen.
INDIEKINO BERLIN: Mr. Loach, um ehrlich zu sein: Wir waren ein bisschen verwirrt. Sie hatten 2013 angekündigt, keine Filme mehr zu machen. Und jetzt machen Sie doch noch einen, Ihren Fünfzigsten, und gewinnen damit auch noch die Goldene Palme in Cannes.
Ken Loach: Ja, es war ein bisschen albern, das damals so heraus zu posaunen. Das würde ich heute nicht mehr sagen. Lassen Sie es mich erklären.
Interview, Veranstaltungen
"Es gibt wirklich viele Highlights"
Interview mit Patrick Thülig zum 32. interfilm Festival
Im November findet zum 32. Mal das interfilm Kurzfilmfestival statt, das mittlerweile 500 Filme in 50 Programmen präsentiert. Wir haben uns mit Patrick Thülig vom interfilm-Team über die neue Ausgabe unterhalten.
Interview, News
„Viele Locations, ein paar Scheinwerfer und ein 65-seitiges Drehbuch“
Interview mit Regisseur Julius Schultheiß zu LOTTE
Seinen ersten Langfilm hat Julius Schultheiß ohne Filmförderung aus eigener Tasche finanziert. Es hat sich gelohnt: LOTTE wurde zur Berlinale eingeladen und erhielt auf dem diesjährigen Achtung Berlin Festival den Hauptpreis für den besten Spielfilm. Christian Horn hat sich mit dem Regisseur über die Arbeit an LOTTE unterhalten.
Feature, Personen
"What's the Story Morning Glory?": Die Filme von Andrea Arnold
Am 13.10. startet Andrea Arnolds neuer Film AMERICAN HONEY. Wir werfen einen Blick auf ihr bisheriges Werk.
Andrea Arnold, geboren 1961, wuchs in einer Sozialwohnung in Dartford, einem Vorort von London auf. Mit 17 begann sie ihre Fernsehkarriere als Tänzerin in der Gruppe Zoo, die regelmäßig bei der BBC-Show „Top of the Pops“ auftrat, kurz darauf wurde sie als die rollschuhfahrende, tanzende und singende „Dawn Lodge“ Ko-Moderatorin in der hyperaktiven Kindersendung „No. 37“. Über ihre Herkunft aus der Arbeiterklasse spricht Arnold recht gern – sie verleiht ihren Filmen eine Aura von Authentizität und Glaubwürdigkeit. Fragen nach ihrer Pop-Vergangenheit blockt sie dagegen eher ab.
Interview
„Filme reflektieren nicht die wirkliche Rolle, die Frauen im Leben spielen“
Interview mit Iciar Bollaìn zu EL OLIVO
Iciar Bollaín begann ihre Karriere als Estrella in Victor Erices EL SUR (1983) und hat seither in über 30 Filmen mitgespielt, von denen allerdings nur einige wenige wie LAND AND FREEDOM (1994, R: Ken Loach) und RABIA – STILLE WUT (2009, R: Sebastián Cordero) in deutschen Kinos zu sehen waren. In den 1990ern begann Bollaín sehr erfolgreich, eigene Filme zu drehen.
Interview
„Interessantes kommt aus unerwarteten Ecken“
Interview mit Todd Solondz
Spätestens seit seinem Film WELCOME TO THE DOLLHOUSE (1995) ist Todd Solondz eine der Ikonen des US-Independent-Kinos. Seitdem hat Solondz sechs weitere Filme gedreht, von denen allerdings nicht alle in die deutschen Kinos gekommen sind. Glücklicherweise ist das bei seinem neuen Film WIENER DOG anders. Solondz kommt, grinsend, in Sneakers, Freizeithose und kurzärmligen rotem Freizeithemd und einer Brille mit rotem, transparentem Gestell zum Interviewtermin und nimmt auf der Couch Platz wie ein Ironie-Buddha.
Interview
"Die Erzählform war für mich genauso ein Motor, diesen Film zu machen, wie der Inhalt selbst"
Maria Schrader über VOR DER MORGENRÖTE
INDIEKINO BERLIN: Was hat sie bewogen, einen Film über die Exilerfahrung von Stefan Zweig zu machen? Geht es ihnen um die Einsamkeit und das Getriebensein von Stefan Zweig, der in der Emigration nicht glücklich werden konnte, obwohl er sicher war?
Maria Schrader: Ich glaube, das private Glück und die private Zufriedenheit waren keine Kategorie für Stefan Zweig. Zweig war jemand, der seine Arbeit über alles stellte. Er war nicht so bedroht wie andere, er hatte ein gutes Auskommen, er hatte ein Aufenthaltsvisum. Aber das, was von uns mehr und mehr gefordert ist, nämlich den Fernseher wieder auszuschalten, die immer umfangreichere Bild- und Informationsflut über Krieg, Verwüstung, Elend in anderen Orten der Welt wieder zu vergessen, irgendwo wegzuschließen, um überhaupt weiterzumachen und zu funktionieren in unseren Leben, unseren Berufen - das ist ihm nicht gelungen.
Interview
„Das Unausgesprochene ist das Wichtige“
Interview mit Omer Fast
Omer Fast, 1972 in Jerusalem geboren, wuchs in Jerusalem und New York auf und lebt und arbeitet heute in Berlin. Fast ist als Künstler erfolgreich und vor allem für seine Videoinstallationen bekannt. Er hat unter anderem bei der Biennale Venedig 2011 und bei der Documenta Kassel 2012 ausgestellt. REMAINDER ist sein erster Spielfilm.
Interview, News
„Ich wollte die Realität ihres Alltags erzählen“
Tobias Lindholm über A WAR
INDIEKINO BERLIN: Viele der Darsteller in Ihrem Film sind echte Soldaten. Inwiefern war das dänische Militär involviert und hatte Einfluss auf das Drehbuch?
Tobias Lindholm: Ich habe mich vor dem Drehbuchschreiben mehrmals mit Militärvertretern getroffen und ihnen das Projekt erklärt. Wir haben ihnen nie das Drehbuch zum Lesen gegeben, sie hatten keinen Einfluss auf den Schnitt. Aber sie haben unser Projekt akzeptiert und uns erlaubt, ihre Soldaten zu besetzen. Außerdem haben sie uns Material zur Verfügung gestellt, Uniformen und Ausrüstungen, um dieses Umfeld authentisch darstellen zu können. Sie waren also involviert, aber nur auf einem praktischen Level, nicht bei den Entscheidungen.
Interview
„Es wurde mehr getrunken und gefeiert und gevögelt in den Siebzigern.“
Thomas Vinterberg über DIE KOMMUNE
INDIEKINO BERLIN: Sie sind selbst in einer Kommune aufgewachsen. Ist das ein Lebensmodell, das wiederkehren könnte?
Thomas Vinterberg: Das Kommunenleben ist heute viel rationaler. Ich würde es noch nicht einmal so nennen. Junge Leute mit wenig Geld ziehen in WGs zusammen, um Miete zu sparen. Aber jeder hat sein eigenes Fach im Kühlschrank. Es ist nicht mehr so verrückt und naiv und durchgeknallt und liebenswürdig, wie es damals in den Siebzigern war. Das hat sich überlebt. Ich habe 12 Jahre in einer Kommune gelebt, von sieben bis 19, aber jede Kommune war anders, so wie jede Familie anders ist.
Interview, News
„Niemand kann sich auf eine sichere Position zurückziehen“
László Nemes über SON OF SAUL
Mit seinem ersten Langfilm SON OF SAUL gewann László Nemes den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes. Thomas Abeltshauser hat sich mit dem Regisseur über sein atemberaubendes Debüt auf dem Filmfest in San Sebastián unterhalten.
INDIEKINO BERLIN: Ihr Film sorgte auf dem Filmfest in Cannes letztes Jahr für Furore. Warum kommt er erst jetzt in die deutschen Kinos?
László Nemes: Ich wollte, dass der Film für Aufruhr sorgte. Ich will diesen Widerstand überwinden. Aber in Cannes hat sich kein deutscher Verleiher an den Film getraut.
Interview, Filme, News
„Man muss etwas zurücklassen, um weitermachen zu können“
Interview mit Joachim Trier zu LOUDER THAN BOMBS
Nach seinem ausgezeichneten Filmdebüt AUF ANFANG (2006) und dem Drama OSLO, 31. AUGUST (2011) über einen jungen Mann, der seinen Selbstmord beschlossen hat, hat der norwegische Regisseur Joachim Trier mit LOUDER THAN BOMBS seinen ersten englischsprachigen Film mit internationalen Stars wie Isabelle Huppert, Gabriel Byrne und Jesse Eisenberg realisiert: Drei Jahre nach ihrem Unfalltod einer bekannten Kriegsfotografin werden der Ehemann und die beiden Söhne wieder mit den Hintergründen und den Umständen ihres Ablebens konfrontiert und dazu gezwungen, sich auch mit sich selbst und ihren Beziehungen untereinander auseinanderzusetzen. Jens Mayer hat mit Joachim Trier über seinen Film gesprochen.
Interview, News
In dieser Geschichte ist sogar die Liebe illegal
Interview mit Todd Haynes zu CAROL
Todd Haynes liebt Frauenfiguren und er liebt historische Filme, Filme, die in einer sehr spezifischen Zeit angesiedelt sind. Sein erster Spielfilm SAFE (1998) handelte von einer reichen Hausfrau (Julianne Moore), die Hyper-Allergikerin ist und sich nach und nach immer weiter aus dem kalten Glanz der 80er Jahre zurückzieht, bis sie in einer Art sterilem Iglu in der Wüste landet. VELVET GOLDMINE (1998) porträtierte die 80er dagegen als metrosexuelles Glam-Rock Spektakel. Knallbunt ist auch FAR FROM HEAVEN (DEM HIMMEL SO FERN 2002), eine Hommage an die Technicolor-Melodramen von Douglas Sirk. In seinem bis dato erfolgreichsten Film I’M NOT THERE (2007) inszenierte Haynes das Leben von Bob Dylan mit sechs verschiedenen Darstellern in der Hauptrolle – eine davon war Cate Blanchett. Nach der in den 40er Jahren angesiedelten Fernsehserie MILDRED PIERCE kehrt Haynes nun mit CAROL wieder in die 50er Jahre zurück.
Feature, Personen
Cinema of Obsession: Die Filme von Peter Strickland
Am 3.12. startet Peter Stricklands neuer Film THE DUKE OF BURGUNDY. Wir stellen den in Deutschland noch viel zu wenig bekannten Filmemacher und seine Film vor.
In einem Text zu Peter Stricklands zweitem Film BERBERIAN SOUND STUDIO bezeichnete Peter Bradshaw, der Chef-Filmkritiker des „Guardian“, Strickland als „den wichtigsten britischen Filmemacher seiner Generation“. Das wirkte damals plausibel, aber nach Stricklands drittem Film erscheint es wie britisches Understatement. Strickland ist einer der aufregendsten aktuell produzierende Filmemacher weltweit.
Interview
Eisenstein wäre heute Post-Post-Post-Cameron
Peter Greenaway über EISENSTEIN IN GUANAJUATO
Seit über 50 Jahren dreht der 1942 geborene Waliser Peter Greenaway inzwischen Filme, die die Brücke zwischen bildender Kunst, Theater und Film schlagen. Nach einem Kunststudium begann er zunächst als Cutter im „Central Office of Information“, jener britischen Propagandainstitution, die in den 50er Jahre mit für den Erfolg des British Documentary Movement verantwortlich war, zu arbeiten. Ab inszenierte Greenaway dann eigene Filme. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören die Filme, die in den 80er Jahren entstanden wie DER KONTRAKT DES ZEICHNERS (1982), DER BAUCH DES ARCHITEKTEN ...
Interview, News
Noir: die Dunkelheit des Geistes
Partho Sen-Gupta über SUNRISE
Partho Sen-Gupta, geboren 1965 in Mumbai, begann als Szenenbildner für Bollywood-Produktionen und arbeitete als Art Director und Set Designer bei indischen Spielfilmen und Werbespots. Nach einem Regiestudium in Paris drehte er seinen ersten Spielfilm HAVA ANEY DEY – LET THE WIND BLOW, der 2004 auf der Berlinale Premiere hatte. Nach THE WAY OF BEAUTY, einer Musikdoku über die Jazz-Raga-Kooperation zwischen dem Gitarristen John McLaughlin und der indischen Band Shakti ist SUNRISE sein zweiter Spielfilm. Tom Dorow hat für INDIEKINO BERLIN mit Partho Sen-Gupta über seinen neuen Film gesprochen.
Sehen Sie SUNRISE eigentlich als einen Noir-Film?
Ja, sicher. Ich sehe ihn auf traditionelle Weise als Noir, nicht nur als ästhetisch Noir. Er ist Noir, weil das Thema Noir ist. Für mich ist Noir etwas, was ich als Kind gelesen habe: Die amerikanischen Soldaten kamen als Helden nach Hause, und plötzlich war der Krieg vorbei, und dann waren sie auf einmal keine Helden mehr, sondern Männer ohne Arbeit. Viele sind vom Krieg traumatisiert und zu Hause herrscht Depression. Sie finden keine Arbeit, sie finden sich in ihren Familien nicht wieder zurecht. Und dann gibt es diese ganzen Geschichten von Männern, die ins Verbrechen abrutschen und zerbrechen. Für mich geht es um dieses Verständnis von Noir, nicht um diese Plastik-Idee davon. Vieles wird heute Noir genannt, weil es in der Dunkelheit gefilmt ist, aber das ist „Plastik“, künstlich, da geht es nicht um die Story.
Interview
Skateboard fahren und den Wind im Tschador spüren
Interview mit Ana Lily Amirpour
Ana Lily Amipour ist die Regisseurin und Autorin von A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT und seit diesem Debüt einer der Shooting Stars des unabhängigen amerikanischen Kinos. Ihr nächster Film, THE BAD BATCH wird von Megan Ellisons Produktionsfirma Annapurna Pictures produziert, die in den letzten Jahren mit THE MASTER, ZERO DARK THIRTY, SPRING BREAKERS, FOXCATCHER, HER und anderen Filmen in die erste Reihe der unabhängigen amerikanischen Filmproduktionen aufgerückt ist. Ana Lily Amirpour ist als Tochter iranischer Eltern in London geboren und in den USA aufgewachsen. Tom Dorow hat sich mit der Regisseurin über A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT, die Bedeutung von Musik und romantischen Kannibalismus unterhalten.
Interview
Eine neue Freundin
Ein Gespräch mit François Ozon
Seinen ersten großen Erfolg feierte François Ozon mit dem Musical 8 FRAUEN (2002), das Frankreichs berühmteste Schauspielerinnen, darunter Catherine Deneuve, Fanny Ardant, Isabelle Huppert und Emmanuelle Béart, in einer grellbunten Krimikomödie zusammenbrachte. Es folgten der psychologische Thriller SWIMMINGPOOL (2003), die rückwärts erzählte Beziehungsgeschichte 5 x 2 (2005), und das tiefschwarze Melodrama ANGEL – EIN LEBEN WIE IM TRAUM (2007) über eine Boulevardschriftstellerin, die sich ein Traumleben baut. Zu Ozons jüngeren Filmen gehören die Dramen IN IHREM HAUS (2012) und JUNG & SCHÖN (2013). François Ozon inszeniert subtil und psychologisch nuanciert. Zugleich liebt er starke Farben und Camp, reichlich Drama und das Experimentieren mit unterschiedlichsten Genres. In seinem jüngsten Film kehrt er erneut zum Melodrama zurück. Thomas Abeltshauser hat sich mit dem Regisseur über EINE NEUE FREUNDIN unterhalten.
Interview
Familie ist ein totalitäres Regime
Interview mit Asia Argento
Asia Argento ist die Tochter des Horror- und Giallo-Regisseurs Dario Argento und der Schauspielerin Daria Nicolodi, die in zahlreichen Filmen Argentos auftrat, unter anderem auch in seinen Meisterwerken SUSPIRIA und INFERNO. Ihr Debüt als Schauspielerin hatte Asia mit zehn Jahren in dem von ihrem Vater produzierten Horrorklassiker DEMONI 2. Argento spielte zunächst in zahlreichen italienischen Produktionen, ab 1998 trat sie aber auch in internationalen Filmen als Schauspielerin auf, unter anderem in Abel Ferraras NEW ROSE HOTEL (1998), Patrice Chéreaus LA REINE MARGOT/DIE BARTHOLOMÄUSNACHT (1995), in George A. Romeros LAND OF THE DEAD (2005) und in Sophia Coppolas MARIE ANTOINETTE. INCOMPRESA/MISUNDERSTOOD ist ihr dritter Langfilm als Regisseurin.
Interview
Im Streit fallen mir bessere Dialoge ein
Interview mit Nuri Bilge Ceylan
In diesem Jahr erhielt der radikale Autorenfilmer Nuri Bilge Ceylan die goldene Palme für seine bitter-komische Zustandsbeschreibung der türkischen intellektuellen Oberschicht WINTERSCHLAF. Ceylan liebt es seine Protagonisten in Landschaften und Wetterlagen einzubetten und ihnen bei Alltagsbeschäftigungen zuzusehen. Seine ersten Filme hat er mit minimalen Dialogen inszeniert, in WINTERSCHLAF dagegen wird ständig und im Überfluss geredet. Thomas Abeltshauser hat sich mit Nuri Bilge Ceylan seinen neuesten Film und seine Arbeitsweise unterhalten.
- Das alte Westberlin war dunkel und kalt, das alte Ostberlin war dunkel und kalt. – Interview mit Charly Hübner und Sven Regener
- „Es sollte nicht das Gefühl entstehen, dass wir in eine weit entfernte Vergangenheit zurückschauen.“ – Interview mit Andreas Dresen über IN LIEBE, EURE HILDE
- „Menschen werden allzu leicht als „Flüchtlinge“ abstempelt. Das ist so ein Schlagwort, damit ist alles gesagt.“ – Interview mit Yasemin Şamdereli über SAMIA
- "Man kann nur beeindruckt sein von dem, was sie getan hat." – Interview mit Kate Winslet über DIE FOTOGRAFIN
- „Unterscheidungen in starke und schwache Typen kenne ich in meinem Umfeld nicht.“ – Interview mit Fabian Stumm über SAD JOKES
- „Dass nur zwei Menschen für die Erziehung eines Kindes verantwortlich sind, ist ein relativ unerprobtes Modell.“ – Interview mit Alireza Golafshan über ALLES FIFTY-FIFTY
- „Man muss als Geschichtenerzähler so spezifisch und präzise wie möglich sein.“ – Interview mit Viggo Mortensen über THE DEAD DON’T HURT
- „1990 war ein unglaubliches Jahr, ein Jahr der Abenteuer.“ – Interview mit Natja Brunckhorst über ZWEI ZU EINS
- „Ich hatte Lust auf bombastischen Spaß, pulpy und düster“ – Interview mit Rose Glass über LOVE LIES BLEEDING
- „Berlin wird für große Teile der Bevölkerung immer unwirklicher.“ – Interview mit Thomas Arslan über VERBRANNTE ERDE.
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- Berlinale VII: Die unmöblierten Räume von Lolas Psyche – Wettbewerb: DER BODEN UNTER DEN FÜSSEN
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- WORAUF WIR UNS IM KINOJAHR 2019 FREUEN – Autor*innen & Kinobetreiber*innen über ihre Favoriten
- Die Erfindung des wirklich echten weiblichen Stars – Essay: Remakes und Reinkarnationen von A STAR IS BORN von 1932 bis 2018
- „Phasenweise ist DOGMAN ja fast ein Stummfilm“ – Interview mit Matteo Garrone über DOGMAN
- „Privat kriegen mich keine zehn Pferde in ein Gotteshaus“ – Interview mit Alice Rohrwacher über GLÜCKLICH WIE LAZZARO
- „Ich wollte eine Tragödie in der heutigen Zeit schreiben“ – Interview mit Xavier Legrand über NACH DEM URTEIL
- „Konkurrenzdenken hat mich nie interessiert. Und großer Ruhm auch nicht.“ – Interview mit Agnés Varda zu AUGENBLICKE: GESICHTER EINER REISE
- POLITIK, POP UND MEDIENKRITIK – RETROSPEKTIVE „WAHRSAGER IM FILM: PETER WATKINS“
- „Mütter und Töchter – das ist immer eine komplexe, nuancierte und wunderschöne Sache“ – Interview mit Greta Gerwig zu LADY BIRD
- “BLAUBEER-EISKREM MIT EINER SAUREN NOTE“ – Gespräch mit Sean Baker über seinen Film THE FLORIDA PROJECT
- Berlinale XIV: Deutschland-Metapher aufs Auge – Wettbewerb: MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT
- Berlinale XIII: Computerdesktop-Thriller – Panorama Special: PROFILE
- Berlinale XII: Süßer, überdrehter Klamauk – Berlinale Special: MONSTER HUNT 2
- Berlinale XI: John McEnroes schwarze Magie – Forum: L'EMPIRE DE LA PERFEKTION
- Berlinale X: Terror im Wettbewerb – Wettbewerb: UTOYA, 22. JULI & 7 TAGE IN ENTEBBE
- Berlinale VII: Zum Beispiel das Baby-Ding – Perspektive deutsches Kino: RÜCKENWIND VON VORN
- Berlinale VI: Ungeheure Direktheit und Dringlichkeit – Wettbewerb: Transit
- Berlinale VIII: Die kleinen Brüder und Schwestern der RAF – Forum: DER SPK-KOMPLEX
- Berlinale IX: Ein Freund, ein guter Freund – Generation: MEIN FREUND; DIE GIRAFFE
- Berlinale V: „Pakt des Vergessens“ – Panorama: THE SILENCE OF OTHERS
- Berlinale IV: Ein solider Genrefilm, der wichtige historische Fakten vermittelt – Wettbewerb: BLACK 47
- BERLINALE III: Manchmal lesen sie auch nur – Forum: CLASSICAL PERIOD
- BERLINALE II: Saatgutkrise – Forum: WILD RELATIVES
- BERLINALE I: DIE SPIELE SIND ERÖFFNET – ISLE OF DOGS & RIVER'S EDGE
- „Wir waren jung und hatten nichts zu verlieren, das machte uns unaufhaltbar.“ – Interview mit Robin Campillo zu 120 BPM
- 75 Jahre Pervers – Rosa von Praunheim hat Geburtstag und hat einen neuen Film aus Neukölln mitgebracht. Eine Hommage.
- "Es kommt einem vor, als sei das alles erst gestern passiert, oder morgen" – Interview mit Kathryn Bigelow zu DETROIT
- „Wir hatten keine Ahnung, dass es womöglich Penisse in dieser Größe gibt.“ – Interview mit Dome Karukoski zu TOM OF FINLAND
- Experimenteller Pop. Drei Dokus – Tangerine Dream - Conny Plank - Sleaford Mods
- „Im Grunde ist mir jede Ausrede recht, um in Schwarzweiß drehen zu können.“ – Interview mit Sally Potter zu THE PARTY
- „Der ästhetische Feind dieses Films ist ein naturalistisches Kino“ – Interview mit Julian Radlmaier zu SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES
- "Gesellschaftliche Verantwortung darf kein Kriterium sein" – Interview mit Bertrand Bonello zu NOCTURAMA
- „Im Vordergrund unserer Zusammenarbeit stand immer der Dialog“ – Interview mit Céline Sciamma
- „Es gibt eine Scheu vor den ganz alltäglichen Geschichten“ – Interview mit Marie Kreutzer zu WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT
- "Wenn man nichts mehr kalkuliert oder hinterfragt - dann kann man von Liebe sprechen" – Interview mit Park Chan-Wook
- „Man kann sich die Situation nicht anschauen, ohne wütend zu werden“ – Interview mit Ken Loach zu ICH, DANIEL BLAKE
- "Es gibt wirklich viele Highlights" – Interview mit Patrick Thülig zum 32. interfilm Festival
- „Viele Locations, ein paar Scheinwerfer und ein 65-seitiges Drehbuch“ – Interview mit Regisseur Julius Schultheiß zu LOTTE
- "What's the Story Morning Glory?": Die Filme von Andrea Arnold – Am 13.10. startet Andrea Arnolds neuer Film AMERICAN HONEY. Wir werfen einen Blick auf ihr bisheriges Werk.
- „Filme reflektieren nicht die wirkliche Rolle, die Frauen im Leben spielen“ – Interview mit Iciar Bollaìn zu EL OLIVO
- „Interessantes kommt aus unerwarteten Ecken“ – Interview mit Todd Solondz
- "Die Erzählform war für mich genauso ein Motor, diesen Film zu machen, wie der Inhalt selbst" – Maria Schrader über VOR DER MORGENRÖTE
- „Das Unausgesprochene ist das Wichtige“ – Interview mit Omer Fast
- „Ich wollte die Realität ihres Alltags erzählen“ – Tobias Lindholm über A WAR
- „Es wurde mehr getrunken und gefeiert und gevögelt in den Siebzigern.“ – Thomas Vinterberg über DIE KOMMUNE
- „Niemand kann sich auf eine sichere Position zurückziehen“ – László Nemes über SON OF SAUL
- „Man muss etwas zurücklassen, um weitermachen zu können“ – Interview mit Joachim Trier zu LOUDER THAN BOMBS
- In dieser Geschichte ist sogar die Liebe illegal – Interview mit Todd Haynes zu CAROL
- Cinema of Obsession: Die Filme von Peter Strickland – Am 3.12. startet Peter Stricklands neuer Film THE DUKE OF BURGUNDY. Wir stellen den in Deutschland noch viel zu wenig bekannten Filmemacher und seine Film vor.
- Eisenstein wäre heute Post-Post-Post-Cameron – Peter Greenaway über EISENSTEIN IN GUANAJUATO
- Noir: die Dunkelheit des Geistes – Partho Sen-Gupta über SUNRISE
- Skateboard fahren und den Wind im Tschador spüren – Interview mit Ana Lily Amirpour
- Eine neue Freundin – Ein Gespräch mit François Ozon
- Familie ist ein totalitäres Regime – Interview mit Asia Argento
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